Hochmoorprojekte

Ein weiterer Schwerpunkt in unserer Arbeit als ökologische Station ist der Schutz der Hochmoore. Die Diepholzer Moorniederung mit seinen 15 Hochmooren mit einer Fläche von 24.000 ha bildet einen Schwerpunkt im niedersächsischen Hochmoorschutz. Wir konzentrieren uns dabei auf die beiden Mooren Steinfelder Moor und Südlohner Moor.

Wollgras im Südlohner Moor (Foto: Chrsitian Vogel)

Durch Entwässerung und industriellen Torfabbau, der teilweise noch stattfindet, wurden sämtliche Hochmoore im Kooperationsgebiet größtenteils stark verändert.

Die ursprünglich vorhandenen Pflanzengesellschaften und Lebensraumtypen werden heute großflächig durch monotone Pfeifengras- und Moorbirkenbestände ersetzt. Diese bieten Schlangen kaum geeignete Sommerlebensräume mit Sonnen-, Paarungs- und Eiablageplätzen. Raubwürger finden nur noch wenige der zur Nahrungssuche benötigten niedrigwüchsigen und lückigen Vegetationsbereiche mit eingestreuten Ansitzwarten.

Flächen in der Abtorfung (Foto: Christian Vogel)

In den nicht maschinell abgetorften Randgebieten der Hochmoore finden sich Bereiche, in denen typische Strukturen und Pflanzenarten erhalten geblieben sind, jedoch durch Entwässerung und teils starkes Gehölzaufkommen gefährdet sind.

Glockenheide im Steinfelder Moor (Foto: Christian Vogel)

Unser Projekt teilt sich dabei in vier verschiedene Schwerpunktbereiche:

  1. Durch Bestandserfassungen der Brutvogelarten und Winterreviere (insb. Raubwürger) soll die weitere Entwicklung der Moorgebiete im Zuge der bereits laufenden und weiter anstehenden Renaturierungsmaßnahmen dokumentiert werden und durch flächen- und gebietsbezogene Konzepte die weitere naturschutzfachliche Entwicklung gestaltet werden.
  2. Beweidungen in Zusammenarbeit mit dem Archehof Rolfes aus Steinfeld-Holthausen stellen sicher, das bereits entkusselte Flächen und gehölzfreie Flächen nicht verbuschen und den hochmoortypischen Artengesellschaften Lebensraum bieten. Ein fortlaufendes Monitoring zur Beurteilung der Maßnahmen findet begleitend statt.
  3. Lebensraumverbessernde Maßnahmen für die Schlingnatter. Sie besiedelt heute ebenfalls vielfach die verbliebenen, größtenteils degenerierten Hochmoore und Moorheiden aber auch lichte Waldbereiche, Sandheiden, Bahntrassen, Ruderalfluren und Bodenabbaugebiete.
    Die Maßnahmen werden ebenfalls mit einem Monitoring begleitet.
  4. Der letzte Schwerpunkt liegt in der Bearbeitung von Fragestellungen die uns durch den Landkreis Vechta oder durch das NLWKN angetragen werden. Als unsere Kooperationspartner in der Landschaftspflege bearbeiten wir gelegentlich spezielle Fragestellungen für diese Institutionen, so wird aktuell einen neue Biotoptypenkartierung für beide Moore durchgeführt.

Bei der Bestandserfassung der Brutvogelarten können wir inzwischen Bruten von Kranich, Ziegenmelker, Neuntöter, Schwarzkehlchen und weiteren hochmoortypischen Arten verzeichnen. Diese finden vor allem in den renaturierten und gepflegten Bereichen statt. Auch können inzwischen jährlich Winterreviere der Raubwürger festgestellt werden, leider warten wir noch immer auf die erste Brut dieser Art.

Raubwürger auf einem Zaunpfahl (Foto: Werner Brinkschröder)

Bei der Pflege der Fläche werden wir vom Archehof Rolfes unterstützt und würden diese Zusammenarbeit gerne weiter ausbauen, dazu läuft aktuell ein Crowdfundingprogramm. Weitere Infos dazu finden Sie hier: http://nuvd.de/projekte/hochmoorschutz oder sie spenden direkt hier:

Das Schlingnatterprojekt ist unser neuster Schwerpunkt. In der Vergangenheit wurden nur stichprobenartige Kartierungen in den Mooren durchgeführt. Seit 2019 wurden jetzt aber die ersten Lebensraumverbessernde Maßnahmen im Rahmen des IP-Life Atlantische Sandlandschaften umgesetzt und für die nächsten eineinhalb Jahre ist ein weiteres Projekt zur Bestandserfassung und Lebensraumverbesserung der Schlingnatter beantragt.

Aufschichten von Torfhaufen als Versteck- und Sonnmöglichkeit für Schlingnattern mit der Umwelt AG der Von-Sanden-Schule Lemförde (Foto: Anje Teerling).

2 Gedanken zu „Hochmoorprojekte“

  1. Mit großem Interesse las ich die Zeilen zu diesem Thema, erinnern sie mich doch sehr an den Enthusiasmus, dem auch ich vor 50 Jahren verfallen war, als es um das NSG Oppenweher Moor ging (gemeint ist nur der westfälische Teil, nach wie vor halte ich die Überdeckung des Stemmer Moores mit diesem Namen für inkorrekt und irreführend). Ich glaube, die Finger meiner Hände reichen kaum aus, um alle geplanten und teilweise durchgeführten Vorhaben und „Schutzmaßnahmen“ aufzuzählen. Tatsache ist, dass das Moor in diesen Jahren mehrfach sein Gesicht gewandelt hat, in meinen Augen durchaus nicht nur zum Positiven, wenn ich an die Verarmung der Avifauna denke, die auch nicht durch Brutversuche/-erfolge des Kranichs aufgewogen werden können. Entscheidend war immer, dass nahezu alle Maßnahmen sehr eingeschränkten Zielen folgten, will heißen, dass auf die Vielfalt aller Lebewesen nur wenig Rücksicht genommen wurde. „Ornithologische“ oder „pflanzensoziologische“ Ziele und auch so simple wie Entkusselung, Mahd der Heide, Beweidung durch eine Schafherde, Entbirkung wurden (und werden?) nach meiner Sicht viel zu engstirnig verfolgt, oft fehlt mir der Blick auf das Ganze, auf die Auswirkungen sonst wenig beachteter Tiergruppen.
    Fazit meiner über fünfzigjährigen Rückschau (ein wenig bitter und durchaus überspitzt): Dem NSG ging es immer dann gut, wenn dem amtlichen Naturschutz das Geld fehlte.

    1. Dem kann ich mich nur anschließen. Und auch gerade die Beweidung durch eine Schafherde im Oppenweher Moor wäre so wichtig und richtig. Geld sollte u.a. gerade dafür genutzt werden, anstatt für Prachtbauten

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