wie bereits berichtet, wurden wir ja als Projektgebiet für die Umsetzung eines sechsjährigen Rebhuhnschutzprojekts im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt ausgewählt (www.rebhuhn-retten.de).
Obwohl der offizielle Projektstart erst im Juni 2023 ist, soll bereits jetzt im Frühjahr wieder eine großflächige Bestandserfassung durchgeführt werden. Das Ergebnis der Erfassung 2022 war mit 165 Nachweisen rufender Rebhähne ja bereits sehr erfreulich.
Vorbereitend findet am Dienstag, dem 14. Februar 2023, von 17:00 bis 18:30 Uhr eine Online-Schulung statt, bei der gezeigt wird, wie die Erfassung funktioniert. Die Dokumentation im Gelände kann auf Papierkarten oder direkt in Ornitho auf dem Smartphone oder Tablet geschehen.
Der ideale Zeitraum für die Bestandserfassung ist von Ende Februar bis Ende März. In dieser Zeit reagieren die Rebhähne abends in einem Zeitfenster von 30 bis 60 Minuten nach Sonnenuntergang gut auf Rebhahnrufe, die man beispielsweise mit Handy und Bluetooth-Lautsprecher abspielen kann. Durch den nur 30-minütigen Zeitraum für die Erfassung, ist der Aufwand überschaubar und gut als Feierabend-Spaziergang machbar.
Wer Interesse hat, sich an der Erfassung zu beteiligen, melde sich bitte per Email an info@nuvd.de oder telefonisch unter 05443-929811. Wir geben Euch dann die Zugangsdaten für die Online-Schulung und stimmen anschließend ab, in welchem Bereich Ihr die Erfassung durchführt.
Die sommerlichen Temperaturen und die Trockenheit haben einen Gießeinsatz auf der Bienenwiese in Hüde dringend nötig gemacht. Also sind wir mit einem Fahrzeug der Samtgemeinde „Altes Amt Lemförde“ – ausgerüstet mit einem Wassertank – ausgerückt und haben die Bäume mit dem Nötigsten versorgt. Die Obstbäume wurden außerdem mit Bewässerungssäcken ausgestattet, um die Wasserversorgung in Zukunft etwas besser in den Griff zu bekommen. Bleibt zu hoffen, dass die Bäume den Sommer gut überstehen. Ein Baum wird im Herbst auf jeden Fall ersetzt werden müssen, da sich wohl die Wühlmäuse an seinen Wurzeln gütlich getan haben.
Der Rohrsänger, der zurzeit im Ochsenmoor meist kaum zu übersehen und noch viel weniger zu überhören ist, ist der Schilfrohrsänger. Im Gegensatz zu Teichrohrsänger und Sumpfrohrsänger ist er oft frei sichtbar.
Ein weiterer Schwerpunkt in unserer Arbeit als ökologische Station ist der Schutz der Hochmoore. Die Diepholzer Moorniederung mit seinen 15 Hochmooren mit einer Fläche von 24.000 ha bildet einen Schwerpunkt im niedersächsischen Hochmoorschutz. Wir konzentrieren uns dabei auf die beiden Mooren Steinfelder Moor und Südlohner Moor.
Durch Entwässerung und industriellen Torfabbau, der teilweise noch
stattfindet, wurden sämtliche Hochmoore im Kooperationsgebiet größtenteils
stark verändert.
Die ursprünglich vorhandenen Pflanzengesellschaften und Lebensraumtypen
werden heute großflächig durch monotone Pfeifengras- und Moorbirkenbestände
ersetzt. Diese bieten Schlangen kaum geeignete Sommerlebensräume mit Sonnen-,
Paarungs- und Eiablageplätzen. Raubwürger finden nur noch wenige der zur
Nahrungssuche benötigten niedrigwüchsigen und lückigen Vegetationsbereiche mit
eingestreuten Ansitzwarten.
In den nicht maschinell abgetorften Randgebieten der Hochmoore finden
sich Bereiche, in denen typische Strukturen und Pflanzenarten erhalten
geblieben sind, jedoch durch Entwässerung und teils starkes Gehölzaufkommen
gefährdet sind.
Unser Projekt teilt sich dabei in vier verschiedene Schwerpunktbereiche:
Durch Bestandserfassungen der Brutvogelarten
und Winterreviere (insb. Raubwürger) soll die weitere Entwicklung der
Moorgebiete im Zuge der bereits laufenden und weiter anstehenden
Renaturierungsmaßnahmen dokumentiert werden und durch flächen- und gebietsbezogene
Konzepte die weitere naturschutzfachliche Entwicklung gestaltet werden.
Beweidungen in Zusammenarbeit mit dem
Archehof Rolfes aus Steinfeld-Holthausen stellen sicher, das bereits
entkusselte Flächen und gehölzfreie Flächen nicht verbuschen und den hochmoortypischen
Artengesellschaften Lebensraum bieten. Ein fortlaufendes Monitoring zur
Beurteilung der Maßnahmen findet begleitend statt.
Lebensraumverbessernde Maßnahmen für die
Schlingnatter. Sie besiedelt heute ebenfalls vielfach die verbliebenen,
größtenteils degenerierten Hochmoore und Moorheiden aber auch lichte
Waldbereiche, Sandheiden, Bahntrassen, Ruderalfluren und Bodenabbaugebiete.
Die Maßnahmen werden ebenfalls mit einem Monitoring begleitet.
Der letzte Schwerpunkt liegt in der
Bearbeitung von Fragestellungen die uns durch den Landkreis Vechta oder durch
das NLWKN angetragen werden. Als unsere Kooperationspartner in der Landschaftspflege
bearbeiten wir gelegentlich spezielle Fragestellungen für diese Institutionen,
so wird aktuell einen neue Biotoptypenkartierung für beide Moore durchgeführt.
Bei der Bestandserfassung der Brutvogelarten können wir inzwischen Bruten von Kranich, Ziegenmelker, Neuntöter, Schwarzkehlchen und weiteren hochmoortypischen Arten verzeichnen. Diese finden vor allem in den renaturierten und gepflegten Bereichen statt. Auch können inzwischen jährlich Winterreviere der Raubwürger festgestellt werden, leider warten wir noch immer auf die erste Brut dieser Art.
Bei der Pflege der Fläche werden wir vom Archehof Rolfes unterstützt und würden diese Zusammenarbeit gerne weiter ausbauen, dazu läuft aktuell ein Crowdfundingprogramm. Weitere Infos dazu finden Sie hier: http://nuvd.de/projekte/hochmoorschutz oder sie spenden direkt hier:
Das Schlingnatterprojekt ist unser neuster Schwerpunkt. In der Vergangenheit wurden nur stichprobenartige Kartierungen in den Mooren durchgeführt. Seit 2019 wurden jetzt aber die ersten Lebensraumverbessernde Maßnahmen im Rahmen des IP-Life Atlantische Sandlandschaften umgesetzt und für die nächsten eineinhalb Jahre ist ein weiteres Projekt zur Bestandserfassung und Lebensraumverbesserung der Schlingnatter beantragt.
Seit 2015 führt die Natur- und Umweltschutzvereinigung Dümmer e.V. (NUVD) im Rahmen ihrer Tätigkeit als ökologische Station und zuvor als Kooperationspartner des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Dümmer ein Artenschutzprojekt für Fledermäuse durch. Dabei sollen vor allem bestandserhaltende und -fördernde Maßnahmen durchgeführt werden.
Alle Fledermausarten in Deutschland gelten als streng
geschützt und sind trotzdem auf dem Rückzug, sprich ihre Bestände nehmen ab.
Die Gründe dafür sind unterschiedlich, können aber alle auf die Modernisierung
zurückgeführt werden. So sind der Mangel an Höhlen in alten Baumbeständen sowie
moderne Isolation an und in Häusern ein wesentlicher Grund für das Verschwinden
von Quartieren. Als Insektenfresser stellt auch der Insektizideinsatz und der
Verlust von Jagdhabitaten durch das Fehlen strukturreicher Landschaften
(Wildblumenwiesen, Hecken, natürliche Ufervegetation) eine Gefährdung für die
Artengruppe dar. Ein anderer Faktor ist der Ausbau der Windenergie, manche
Fledermausarten gelten als sehr anfällig gegenüber den rotierenden Flügeln und
sind somit sehr schlaggefährdet, dabei müssen die Rotoren die Fledermäuse nicht
einmal direkt treffen, bereits der erzeugte Druckunterschied sorgt für ein
Platzen der Organe. Ein ähnliches Phänomen ist bei manchen Arten auch im
Straßenverkehr zu beobachten, auch hier fallen viele Fledermäuse den erzeugten
Druckunterschieden bzw. der Kollision zum Opfer.
Erfassung des
Artenspektrums:
Der Datenbestand zu den Fledermausvorkommen war bis 2015
bestenfalls lückenhaft, so dass zunächst systematische Kartierungen
stattgefunden haben um das Artenspektrum zu ermitteln. Bei den
Detektorbegehungen (hierbei werden die Ultraschallrufe der Fledermäuse
aufgezeichnet um anschließend eine Artbestimmung durchführen zu können) und dem
Netzfang konnten zunächst folgende 11 Arten festgestellt werden:
Die Erfassung der Fledermausvorkommen dauert weiterhin an,
ebenfalls wird in unregelmäßigen Abstand weiterhin der Netzfang erfolgen, dies
passiert aber nur in Verbindung mit spezifischen Fragestellungen um unnötigen
Stress zu vermeiden.
Bestandsfördernde
Maßnahmen:
Zeitgleich mit der Erfassung des Artenspektrums wurde begonnen alte Quartierhilfen rund um den Dümmer aufzusuchen, zu reinigen und ggfs. zu sanieren. Gleichzeitig wurden sie kartografisch erfasst und werden nun ein- bis zweimal jährlich gereinigt. In den folgenden Jahren wurden weitere Kästen aufgehängt, z.B. für jedermann sichtbar an den Aussichtstürmen rund um den Dümmer. Insgesamt betreut die NUVD über 30 verschiedene Fledermauskästen.
Zudem konnte mit finanzieller Hilfe der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung bei der Sanierung eines Hauses in Lemförde, in Absprache mit dem Bauherrn, ein fledermausfreundlicher Dachboden gestaltet werden. Weitere Quartiermaßnahmen wurden in zwei ungenutzten Trafotürmen, die der AG Biotop- und Eulenschutz Stemweder Berg e.V. gehören, umgesetzt werden. Dort wurden Einfluglöcher erstellt und Versteckmöglichkeiten geschaffen. Beide Trafotürme befinden sich innerhalb der Gemeinde Hüde.
Eine weitere Möglichkeit für ein Fledermausquartier ergab sich in Lohne-Kroge. Ein alter, verlassener Kartoffelkeller konnte dort ebenfalls zu einem Fledermausquartier umgebaut werden. Eingefasst in einen Komplex aus einem kleinen Wäldchen, einer Rinderweide und Heckenstrukturen, ist hier ein gutes Quartier entstanden.
Unser letztes Fledermausquatier ist bei der Errichtung eines Animal Inns in Brockum entstanden. In einem alten Feldschuppen wurden extra ein Bereich für die Fledermäuse abgetrennt und hergerichtet, zusätzlich wurden im Außenbereich weitere Fledermauskästen aufgehangen. Dieses Projekt wurde ebenfalls durch die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung gefördert.
Da Fledermäuse neue Quartiere bekanntlich nicht sehr gut annehmen und es durchaus 10 Jahre dauern kann, warten wir bei dem ein oder anderem Quartier noch auf unseren ersten Besuch, dies umfasst allerdings in erster Linie einige Fledermauskästen und einen Trafoturm, sowohl der Dachboden und auch der Kartoffelkeller wurden innerhalb kürzigster Zeit angenommen. Alle Quartiere werden von uns ein- bis zweimal im Jahr aufgesucht, kontrolliert und gereinigt.
Zum Schutz der natürlich vorkommenden Quartiere in den
Baumhöhlen im Stemweder Berg haben wir in Zusammenarbeit mit den Lemförder
Berginteressenten mehrere Höhlenbäume gekennzeichnet und aus der Nutzung genommen.
Denn auch wenn die Bereitstellung künstlicher Quartiere inzwischen eine
wichtige Rolle im Fledermausschutz spielt, sollte in erster Linie der Erhalt
natürlicher Quartiere ebenso wichtig sein.
Um den Erhalt, bzw. die Schaffung von Jagdhabitaten und der
Nahrung der Fledermäuse zu fördern, werden von der NUVD explizit keine
Maßnahmen umgesetzt. Allerdings ist die NUVD zusammen mit der AG Biotop- und
Eulenschutz Stemweder Berg AG sehr bemüht Hecken Streuobstwiesen und
Feldgehölze zu schaffen. Dabei sind inzwischen mehrere Hektar Streuobstwiese
und viele Kilometer Hecke zusammengekommen von denen die Fledermäuse stark
profitieren, auch wenn diese Maßnahmen in erster Linie Steinkauz, Rebhuhn und
anderen Arten der Feldflur gelten.
Ausblick:
In Zukunft soll das Angebot künstlicher Quartiere noch
erweitert werden und der Fortbestand natürlicher Quartiere gesichert werden.
Dazu soll in diesem Jahr z.B. die Teichfledermaus am Dümmer telemetriert
werden. Wir werden sehr gespannt sein, wo sie denn wohnt.
Wer sich für das Thema Fledermäuse tiefergehend interessiert, kann gerne eine unserer Führungen zu dem Thema besuchen. Diese finden am:
Freitag, den 05. Juni 2020 von 20:30 bis 22:00 und Samstag, den 29. August 2020 von 20:00 bis 21:30
im Stemweder Berg satt. Treffpunkt ist der Wanderparkplatz
an der Haldemer Straße zwischen Stemshorn und Haldem. Die Kosten belaufen sich
auf 6,00 € pro Erwachsenen und 3,00 €pro Kind (6-14 Jahre).
Dieser Artikel erschien ebenfalls am 29.01.2020 im Diepholzer Kreisblatt unter der Überschrift: Brutareale für den Haubentaucher entstehen.
Lange Zeit war der Haubentaucher
(Podiceps cristatus) der Charaktervogel des Dümmers. Er war sehr
zahlreich vertreten und man konnte ihn mühelos auf dem See beobachten. Er war
so sinnbildlich, dass sogar in Lemförde eine entsprechende Statue zu finden
ist. Heute sind nur noch wenige Haubentaucher auf dem See und auch die Bruten
sind deutlich zurück gegangen.
Das war jedoch nicht immer so. In
den Archiven des ehemaligen Naturschutzzentrums des Deutschen Bundes für
Vogelschutz, welches in den achtziger Jahren am Dümmer betrieben wurde, haben
wir die Brutnachweise von 1984 und 1986 gefunden. Damals gab es auf dem See
mehrere Kolonien dieser imposanten Vögel.
So wurden 1984 371 Brutnachweise
in 41 Kolonien erfasst, das entspricht einem Bestand von mindestens 742 adulten
Haubentauchern. Dabei ist in einem Bericht über die Situation des
Haubentauchers im Jahr 1984 zu lesen:
„Vom 14. Mai bis zum 02. Juni
wurden am gesamten See 371 besetzte Nester registriert. (…) 74 Nester (20%)
befanden sich in den Binseninseln, 170 (46%) am Schilfrand oder in einzelnen
Schilfinseln und 127 (34%) auf See- und Teichrosen.“
Bereits 1986 stellte sich die
Situation schon ganz anders dar. Es wurden lediglich noch 106 Gelege gezählt.
Das entspricht in etwa 30 % des Brutbestandes von 1984.
Selbst damals, vor inzwischen
mehr als 30 Jahren, war man offensichtlich bereits auf den Rückgang aufmerksam
geworden. Heute liegt die Anzahl der Haubentaucherbruten auf dem Dümmer im
einstelligen Bereich. In Deutschland gilt der Haubentaucher allerdings als
nicht gefährdet. Der Bestand wird aktuell auf 31.000 Tiere geschätzt und gilt
als stabil bis leicht ansteigend.
Nun aber zurück zum Dümmer. Im
Vergleich zu früher, fehlt dem See heute ein Großteil der wertvollen
Pflanzenbestände, die es damals im Dümmer gab. Das sind zum Beispiel die
Binsen- und Schilfinseln, Schilfrandbereiche, die im Wasser stehen und auch die
Schwimmblattzonen. Somit genau die Bereiche, in denen in den achtziger Jahren
die Nester erfasst wurden.
Ein weiteres Problem könnte die
Nahrungsverfügbarkeit, also das Vorhandensein von Kleinfisch, sein. Kleinfische
und Jungfische sind im Dümmer zur Mangelware geworden, wie verschiedene
Bestandserfassungen zeigen. Das flache Wasser des Dümmers und das Fehlen von
Versteckmöglichkeiten ermöglichen es insbesondere dem Kormoran, der sich nach
seiner Unterschutzstellung stark vermehrt hat und am Dümmer im Winterhalbjahr
mit zeitweise über 2.000 Exemplaren vorkommt, den Bestand kleiner Fische, die
auch dem Haubentaucher als Nahrung dienen würden, stark zu dezimieren.
Aber es gibt auch Hoffnung. Die NUVD
zieht bereits seit 2011 Schilf und Binsen aus lokalen Samen auf, um diese
anschließend in eingezäunten Bereichen im See anzupflanzen. So entstehen wieder
Schilf- und Binseninseln im Freiwasser. Ebenso werden Schilfgebiete am
Randbereich des Dümmers gegen Verbiss durch Säugetiere und Vögel eingezäunt,
damit diese wieder bis in tiefere Uferbereiche einwachsen können. Diese
Maßnahmen haben zur Folge, dass der Kleinfisch wieder Schutz vor dem Kormoran,
der überwiegend im Freiwasser jagt, findet. Am Dümmer selten gewordene
Vogelarten wie die Rohrdommel und der Haubentaucher können auch zwischen den
Halmen nach Fischen jagen.
Erste Untersuchungen zeigen, dass die Fischdichten in den neu angelegten, wasserdurchfluteten Binsen- und Schilfbereichen deutlich höher sind als in den angrenzenden Wasserflächen. Ein zweiter Effekt der angelegten Schilf- und Binseninseln ist, dass dadurch wieder geschützte Brutareale für den Haubentaucher entstehen. Und auch die Rohrdommel und verschiedene Rohrsänger nutzen die neu geschaffenen Strukturen. So bleibt zu hoffen, dass sich der Haubentaucherbestand am Dümmer erholen wird. Vielleicht wird er ja zukünftig wieder zum Charaktervogel des Dümmers.
Der Fischotter (Lutra lutra) hatte es lange Zeit nicht leicht. Es gab Zeiten da war er in ganz Europa verbreitet. Doch Jahrhunderte der Verfolgung durch den Menschen, er wurde vor allem als Konkurrent bei der Nutzung der Fischbestände gesehen, Zerstörung der Lebensräume durch die Kanalisierung und Verrohrung der Flüsse und Bäche, Trockenlegung der Feuchtgebiete und Gewässerverschmutzung ließen den Fischotter in den 70er Jahren fast verschwinden. Erst verschiedene Abkommen: Washingtoner Artenschutzabkommen, Berner Konvention, FFH-Richtlinie, sorgten für einen besseren Schutz des Fischotters und als Folge breitete sich der Fischotter langsam wieder aus. In Deutschland überlebte der Fischotter nur in Gebieten der ehemaligen DDR und mit dem Mauerfall begann auch seine Ausbreitung gen Westen. Langsam aber stetig breitet sich der Fischotter von dort aus. In Folge eines Wiederansiedlungsprogramm in den Niederlanden entwickelte sich eine Population die sich auch Richtung Osten ausbreitet. Beide Populationen haben sich bereits im Norden Niedersachsens getroffen und der Siegeszug des Fischotters nach Süden startete.
Am Dümmer gibt es seit über einem Jahrzehnt immer wieder vereinzelte Hinweise auf den Fischotter und so berücksichtigt die Natur- und Umweltschutzvereinigung Dümmer e.V. (NUVD) seit 2012 den Fischotter bei der Umsetzung von Gewässermaßnahmen und wirbt für sogenannte Otterbermen unter Brücken. Seit 2015 wird auf Grund akuter Hinweise eine systematische Erfassung des Fischotters in der Dümmerniederung durchgeführt, zunächst nur am See und südlich davon, ab 2017 dann auch nördlich bis nach Vechta, also im gesamten Betreuungsgebiet der NUVD.
Nachdem zunächst zwar unregelmäßig Nachweise des Fischotters anhand von Trittsiegeln (Fußabdrücken) und Losung (Kot) nachgewiesen werden konnten, wurde der Verdacht auf Grund plötzlicher Häufungen von Losungsfunden unter Brücken auf eine Besiedlung durch den Fischotter in der Kartiersaison 2018/2019 tatsächlich bestätigt.
Mitarbeiter der NUVD sind nun von November bis Februar regelmäßig in der Dümmerniederung unterwegs um verschiedene Brücken und andere markante Punkte nach Fischotterlosung zu untersuchen. Die Losung ist zum Glück fast unverwechselbar, da der Fischotter sich in erster Linie von Fisch ernährt und diesen samt Gräten und Schuppen frisst. Dies spiegelt sich dann auch in der Losung anhand eines fischigen Geruchs und dem vorhanden sein der unverdaulichen Schuppen wider. Um die Losung zu finden sind Brücken mit einem trockenen Bereich, einer sogenannte Berme, optimal, denn genau hier markieren die Fischotter ihre Reviere. So konnten an diversen Brücken entlang der Lohne und entlang des Grabens der Entlastungsschleuse West in den letzten drei Saisons regelmäßig Fischotterlosung gefunden werden und zwar soviel, dass auf eine dauerhafte Ansiedlung im nordwestlichen Dümmer und der Lohne geschlossen werden kann.
Die nachtaktiven Tiere sind zwar nicht menschenscheu, sind dafür Meister der Tarnung. Schwimmt dieses bis zu 1,30 m lange Tier, so schauen nur die Augen und die Nasenlöcher heraus, was sie sehr schwer in der Dunkelheit erkennbar macht. Aufgrund ihres dichten Fells strahlen sie auch nur sehr wenig wärme ab, sodass sie auch von vielen Wildkameras nicht erfasst werden. So ist es uns leider noch nicht gelungen ein lebendes Tier in der Dümmerniederung zu sichten oder zu fotografieren. Leider sind bereits im Raum des Landkreises Diepholz sowohl ein Fischotter im Jahre 2018 als auch ein Fischotter im Jahre 2019 im Straßenverkehr ums Leben gekommen. So traurig es doch ist, Verkehrsopfer geben damit aber auch einen Hinweis darauf, dass sich wahrscheinlich mehrere Tiere in diesem Gebiet aufhalten. Der Fischotter ist im Straßenverkehr leider besonders gefährdet. Neben Flüssen und Seen nutzt der Fischotter auch gerne Gräben für seine Wanderungen und überall wo er unter einer Brücke oder in einem Rohrdurchlass nicht markieren kann, setzt er seine Markierung auf die Straße, das geht leider nicht immer glimpflich aus.
Ein Fischotter, der leider als Verkehrsopfer in der Dümmerniederung gefunden wurde (Foto: Udo Effertz).
Aus diesem Grund bemüht sich die NUVD bei entsprechenden wasserbaulichen Vorhaben, wie z.B, Brückensanierungen, dass Otterbermen installiert werden. Das können zum einen Steinschüttungen an den Brückenfundamenten sein, die oberhalb der Wasserkante sind, das können aber auch einfache Holzbretter sein, die als Laufstege fungieren. Beim Neubau der Brücke über die Lohne wurde der Fischotter z.B. bereits berücksichtig und zwar ohne unserem zutun (das ist leider nicht immer so). Zudem sind wir bestrebt bestehende Brücken ebenfalls mit Bermen nachzurüsten, sofern keine vorhanden sind.
Beidseitig der neuen Lohnebrücke in Lembruch wurden diese Stege für den Fischotter angebracht (Fotos: Chrisian Vogel).
Neben der Arbeit im Gelände ist
die Aufklärung der Bevölkerung sehr wichtig, der Fischotter ist ein konfliktträchtiges
Tier. Neben Zeitungsartikel und Internetbeiträgen auf unseren Webseiten, wurde
2014 an der Naturschutzstation in Hüde eine Ausstellung rund um die Semiaquaten
eröffnet. Neben dem Fischotter gibt es hier auch Informationen rund um Biber,
Wasserspitzmaus, Nutria und Co., eben zu allen Säugetieren, die sich an den Lebensraum
zwischen Wasser und Land angepasst haben.
Präparat in der Semiaquatenausstellung in der Naturschutzstation in Hüde (Foto: Christian Vogel).
Und wer weiß, vielleicht gibt es in gar nicht allzu ferner Zukunft auch endlich ein Bild eines Fischotters vom Dümmer in diesem Blog.
Eigentlich verbindet man den Feuersalamander (Salamandra salamandra salamandra) gerne mit klaren Bächen, Quellgewässern, großen Gebirgen und Laubwäldern, abgesehen von den Laubwäldern hat der Stemweder Berg davon nicht viel zu bieten. Dem Feuersalamander ist das tatsächlich ziemlich egal. Im adulten Stadium, also ausgewachsen, benötigt der Feuersalamander auch fast keine Gewässer mehr. Dafür bevorzugt er dann die alten Steinbrüche und offenen Kalksandsteinhänge des Stemweder Bergs, den feuchten Laubboden und die störungsfreien Nächte. So ist es auch nicht sehr verwunderlich, dass er hier vorkommt.
Buchenmischwald; Foto: Caroline Poitzsch
Tagsüber verstecken sie sich dann in den Nischen des
Kalksandsteins, im Totholz oder unter Baumwurzeln und kommen nachts herauskommen
und auf Nahrungssuche gehen. Dann werden vor allem Wirbellosetiere, wie Asseln,
Käfer und Schnecken, gefressen.
Die gefleckte Nominatform des Feuersalamanders (Salamandra salamandra salamandra), die einzige. die im Stemweder Berg zu Hause ist; Foto: Christian Vogel
Gewässer werden dennoch für die Geburt der Feuersalamander benötigt. Im Gegensatz zu anderen Amphibien paaren sich die Feuersalamander nicht an den Gewässern, lediglich die Weibchen suchen diese auf um ihre im Körper ausgebrüteten Larven in das Wasser zu setzen. Man spricht von einer sogenannten Ovoviviparie, die Eier werden im Körper der Weibchen ausgebrütet und die Larven anschließend lebend geboren.
Larvengewässer der Feuersalamander von oben auf der niedersächsischen Seite im Stemweder Berg; Foto: Marcel Holy
Dabei werden durchschnittlich 30 25-35 mm große Larven,
selten bis zu 70, innerhalb weniger Tage von einem Weibchen geboren. Je nach
Witterungsverhältnissen kann dies bereits im Winter erfolgen, in der Regel aber
erst ab Frühlingsbeginn. Für ihre Entwicklung brauchen die Feuersalamanderlarven
2 bis 6 Monate, hierbei ist die Verfügbarkeit von Nahrung, Insektenlarven, ausschlaggebend.
Die zunächst schwarzen, kiemenatmenden Larven, die lediglich an den Beinen
gelbe Flecken haben, entwickeln sich in dieser Zeit zu den gelbgefleckten Lungenatmer
die wir kennen und können dabei bis zu 20 cm erreichen.
12 Feuersalamanderalrven in einem Gewässer, schaut man genau hin sieht man die gelben Flecken an den Beinansätzen; Foto: Christian Vogel
Da der Stemweder Berg nicht gerade für seine Gewässer bekannt ist, werden alle größeren und kleineren Gewässer von den Feuersalamandern genutzt. Um ein paar davon kümmert sich die NUVD, da es sich bei dem Feuersalamander um eine Art nationaler Verantwortlichkeit Deutschlands handelt. Diese Gewässer werden regelmäßig auf Feuersalamander und deren Larven kontrolliert. Zudem werden auf der niedersächsischen Seite die Gewässer in unregelmäßigen Abständen gepflegt und für den Feuersalamander optimiert.
Pflegeeinsatz mit der Jugenfeuerwehr Lemförde am Tag der Umwelt; Foto: Christian Vogel
Der Bestand der Feuersalamander scheint dabei stabil zu bleiben, so konnten in den letzten drei Jahren jedes Jahr beim Monitoring mehrere Individuen an den Larvengewässern identifiziert und auch regelmäßig große Ansammlungen von Larven in den Gewässern nachgewiesen werden. Das sind jetzt keine konkreten Zahlen und das hört sich alles nicht sehr wissenschaftlich an, allerdings bekommt man an den Gewässern auch nur einen kleinen Teil der Population zu sehen.
Für den Feuersalamander sehr gefährlich – Fehlpaarungen von männlichen Kröten können zum ertrinken der Feuersalamander führen; Foto: Christian Vogel
Unsere Aufgaben besteht vielmehr darin, zu kontrollieren, ob die Gewässer angenommen werden und die Larven sich auch entwickeln und das ist jedes Jahr aufs Neue der Fall und freut uns sehr. Um doch einmal Zahlen zu nennen, wir zählen im gesamten Berg jährlich etwa 40 adulte Feuersalamander an den Laichgewässern bei 4 bis 5 Begehungen (dies speigelt nur einen kleinen Teil der Population wieder) und solange diese Zahl stabil bleibt und wir Larven in den Gewässern finden, gehen wir auch von einer stabilen Population aus. Die genaue Größe kennen wir nicht und können wir auch nicht abschätzen. Um die Störungen an den Gewässern und Verstecken gering zu halten, streben wir auch kein umfangreicheres Monitoring an.