Beeindruckende Tiere sind die Feuersalamander! Und am Stemweder Berg gibt es sie! Ihre Larven wachsen in den Kleingewässern rund um den Berg auf. Die NUVD hilft u.a. durch Freischneideaktionen, die Verlandung zu verhindern. Erfolgreich war im November diese Aktion mit der Natur AG der Grundschule Lemförde. Die Kinder lernten einiges zum versteckten Leben dieser faszinierenden Tiere. Eine kleine Spurensuche im angrenzenden Wald zum Abschluss rundete den Nachmittag ab.
Seit 2015 führt die Natur- und Umweltschutzvereinigung Dümmer e.V. (NUVD) im Rahmen ihrer Tätigkeit als ökologische Station und zuvor als Kooperationspartner des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Dümmer ein Artenschutzprojekt für Fledermäuse durch. Dabei sollen vor allem bestandserhaltende und -fördernde Maßnahmen durchgeführt werden.
Alle Fledermausarten in Deutschland gelten als streng
geschützt und sind trotzdem auf dem Rückzug, sprich ihre Bestände nehmen ab.
Die Gründe dafür sind unterschiedlich, können aber alle auf die Modernisierung
zurückgeführt werden. So sind der Mangel an Höhlen in alten Baumbeständen sowie
moderne Isolation an und in Häusern ein wesentlicher Grund für das Verschwinden
von Quartieren. Als Insektenfresser stellt auch der Insektizideinsatz und der
Verlust von Jagdhabitaten durch das Fehlen strukturreicher Landschaften
(Wildblumenwiesen, Hecken, natürliche Ufervegetation) eine Gefährdung für die
Artengruppe dar. Ein anderer Faktor ist der Ausbau der Windenergie, manche
Fledermausarten gelten als sehr anfällig gegenüber den rotierenden Flügeln und
sind somit sehr schlaggefährdet, dabei müssen die Rotoren die Fledermäuse nicht
einmal direkt treffen, bereits der erzeugte Druckunterschied sorgt für ein
Platzen der Organe. Ein ähnliches Phänomen ist bei manchen Arten auch im
Straßenverkehr zu beobachten, auch hier fallen viele Fledermäuse den erzeugten
Druckunterschieden bzw. der Kollision zum Opfer.
Erfassung des
Artenspektrums:
Der Datenbestand zu den Fledermausvorkommen war bis 2015
bestenfalls lückenhaft, so dass zunächst systematische Kartierungen
stattgefunden haben um das Artenspektrum zu ermitteln. Bei den
Detektorbegehungen (hierbei werden die Ultraschallrufe der Fledermäuse
aufgezeichnet um anschließend eine Artbestimmung durchführen zu können) und dem
Netzfang konnten zunächst folgende 11 Arten festgestellt werden:
Die Erfassung der Fledermausvorkommen dauert weiterhin an,
ebenfalls wird in unregelmäßigen Abstand weiterhin der Netzfang erfolgen, dies
passiert aber nur in Verbindung mit spezifischen Fragestellungen um unnötigen
Stress zu vermeiden.
Bestandsfördernde
Maßnahmen:
Zeitgleich mit der Erfassung des Artenspektrums wurde begonnen alte Quartierhilfen rund um den Dümmer aufzusuchen, zu reinigen und ggfs. zu sanieren. Gleichzeitig wurden sie kartografisch erfasst und werden nun ein- bis zweimal jährlich gereinigt. In den folgenden Jahren wurden weitere Kästen aufgehängt, z.B. für jedermann sichtbar an den Aussichtstürmen rund um den Dümmer. Insgesamt betreut die NUVD über 30 verschiedene Fledermauskästen.
Zudem konnte mit finanzieller Hilfe der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung bei der Sanierung eines Hauses in Lemförde, in Absprache mit dem Bauherrn, ein fledermausfreundlicher Dachboden gestaltet werden. Weitere Quartiermaßnahmen wurden in zwei ungenutzten Trafotürmen, die der AG Biotop- und Eulenschutz Stemweder Berg e.V. gehören, umgesetzt werden. Dort wurden Einfluglöcher erstellt und Versteckmöglichkeiten geschaffen. Beide Trafotürme befinden sich innerhalb der Gemeinde Hüde.
Eine weitere Möglichkeit für ein Fledermausquartier ergab sich in Lohne-Kroge. Ein alter, verlassener Kartoffelkeller konnte dort ebenfalls zu einem Fledermausquartier umgebaut werden. Eingefasst in einen Komplex aus einem kleinen Wäldchen, einer Rinderweide und Heckenstrukturen, ist hier ein gutes Quartier entstanden.
Unser letztes Fledermausquatier ist bei der Errichtung eines Animal Inns in Brockum entstanden. In einem alten Feldschuppen wurden extra ein Bereich für die Fledermäuse abgetrennt und hergerichtet, zusätzlich wurden im Außenbereich weitere Fledermauskästen aufgehangen. Dieses Projekt wurde ebenfalls durch die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung gefördert.
Da Fledermäuse neue Quartiere bekanntlich nicht sehr gut annehmen und es durchaus 10 Jahre dauern kann, warten wir bei dem ein oder anderem Quartier noch auf unseren ersten Besuch, dies umfasst allerdings in erster Linie einige Fledermauskästen und einen Trafoturm, sowohl der Dachboden und auch der Kartoffelkeller wurden innerhalb kürzigster Zeit angenommen. Alle Quartiere werden von uns ein- bis zweimal im Jahr aufgesucht, kontrolliert und gereinigt.
Zum Schutz der natürlich vorkommenden Quartiere in den
Baumhöhlen im Stemweder Berg haben wir in Zusammenarbeit mit den Lemförder
Berginteressenten mehrere Höhlenbäume gekennzeichnet und aus der Nutzung genommen.
Denn auch wenn die Bereitstellung künstlicher Quartiere inzwischen eine
wichtige Rolle im Fledermausschutz spielt, sollte in erster Linie der Erhalt
natürlicher Quartiere ebenso wichtig sein.
Um den Erhalt, bzw. die Schaffung von Jagdhabitaten und der
Nahrung der Fledermäuse zu fördern, werden von der NUVD explizit keine
Maßnahmen umgesetzt. Allerdings ist die NUVD zusammen mit der AG Biotop- und
Eulenschutz Stemweder Berg AG sehr bemüht Hecken Streuobstwiesen und
Feldgehölze zu schaffen. Dabei sind inzwischen mehrere Hektar Streuobstwiese
und viele Kilometer Hecke zusammengekommen von denen die Fledermäuse stark
profitieren, auch wenn diese Maßnahmen in erster Linie Steinkauz, Rebhuhn und
anderen Arten der Feldflur gelten.
Ausblick:
In Zukunft soll das Angebot künstlicher Quartiere noch
erweitert werden und der Fortbestand natürlicher Quartiere gesichert werden.
Dazu soll in diesem Jahr z.B. die Teichfledermaus am Dümmer telemetriert
werden. Wir werden sehr gespannt sein, wo sie denn wohnt.
Wer sich für das Thema Fledermäuse tiefergehend interessiert, kann gerne eine unserer Führungen zu dem Thema besuchen. Diese finden am:
Freitag, den 05. Juni 2020 von 20:30 bis 22:00 und Samstag, den 29. August 2020 von 20:00 bis 21:30
im Stemweder Berg satt. Treffpunkt ist der Wanderparkplatz
an der Haldemer Straße zwischen Stemshorn und Haldem. Die Kosten belaufen sich
auf 6,00 € pro Erwachsenen und 3,00 €pro Kind (6-14 Jahre).
Eigentlich verbindet man den Feuersalamander (Salamandra salamandra salamandra) gerne mit klaren Bächen, Quellgewässern, großen Gebirgen und Laubwäldern, abgesehen von den Laubwäldern hat der Stemweder Berg davon nicht viel zu bieten. Dem Feuersalamander ist das tatsächlich ziemlich egal. Im adulten Stadium, also ausgewachsen, benötigt der Feuersalamander auch fast keine Gewässer mehr. Dafür bevorzugt er dann die alten Steinbrüche und offenen Kalksandsteinhänge des Stemweder Bergs, den feuchten Laubboden und die störungsfreien Nächte. So ist es auch nicht sehr verwunderlich, dass er hier vorkommt.
Tagsüber verstecken sie sich dann in den Nischen des
Kalksandsteins, im Totholz oder unter Baumwurzeln und kommen nachts herauskommen
und auf Nahrungssuche gehen. Dann werden vor allem Wirbellosetiere, wie Asseln,
Käfer und Schnecken, gefressen.
Gewässer werden dennoch für die Geburt der Feuersalamander benötigt. Im Gegensatz zu anderen Amphibien paaren sich die Feuersalamander nicht an den Gewässern, lediglich die Weibchen suchen diese auf um ihre im Körper ausgebrüteten Larven in das Wasser zu setzen. Man spricht von einer sogenannten Ovoviviparie, die Eier werden im Körper der Weibchen ausgebrütet und die Larven anschließend lebend geboren.
Dabei werden durchschnittlich 30 25-35 mm große Larven,
selten bis zu 70, innerhalb weniger Tage von einem Weibchen geboren. Je nach
Witterungsverhältnissen kann dies bereits im Winter erfolgen, in der Regel aber
erst ab Frühlingsbeginn. Für ihre Entwicklung brauchen die Feuersalamanderlarven
2 bis 6 Monate, hierbei ist die Verfügbarkeit von Nahrung, Insektenlarven, ausschlaggebend.
Die zunächst schwarzen, kiemenatmenden Larven, die lediglich an den Beinen
gelbe Flecken haben, entwickeln sich in dieser Zeit zu den gelbgefleckten Lungenatmer
die wir kennen und können dabei bis zu 20 cm erreichen.
12 Feuersalamanderalrven in einem Gewässer, schaut man genau hin sieht man die gelben Flecken an den Beinansätzen; Foto: Christian Vogel
Da der Stemweder Berg nicht gerade für seine Gewässer bekannt ist, werden alle größeren und kleineren Gewässer von den Feuersalamandern genutzt. Um ein paar davon kümmert sich die NUVD, da es sich bei dem Feuersalamander um eine Art nationaler Verantwortlichkeit Deutschlands handelt. Diese Gewässer werden regelmäßig auf Feuersalamander und deren Larven kontrolliert. Zudem werden auf der niedersächsischen Seite die Gewässer in unregelmäßigen Abständen gepflegt und für den Feuersalamander optimiert.
Pflegeeinsatz mit der Jugenfeuerwehr Lemförde am Tag der Umwelt; Foto: Christian Vogel
Der Bestand der Feuersalamander scheint dabei stabil zu bleiben, so konnten in den letzten drei Jahren jedes Jahr beim Monitoring mehrere Individuen an den Larvengewässern identifiziert und auch regelmäßig große Ansammlungen von Larven in den Gewässern nachgewiesen werden. Das sind jetzt keine konkreten Zahlen und das hört sich alles nicht sehr wissenschaftlich an, allerdings bekommt man an den Gewässern auch nur einen kleinen Teil der Population zu sehen.
Für den Feuersalamander sehr gefährlich – Fehlpaarungen von männlichen Kröten können zum ertrinken der Feuersalamander führen; Foto: Christian Vogel
Unsere Aufgaben besteht vielmehr darin, zu kontrollieren, ob die Gewässer angenommen werden und die Larven sich auch entwickeln und das ist jedes Jahr aufs Neue der Fall und freut uns sehr. Um doch einmal Zahlen zu nennen, wir zählen im gesamten Berg jährlich etwa 40 adulte Feuersalamander an den Laichgewässern bei 4 bis 5 Begehungen (dies speigelt nur einen kleinen Teil der Population wieder) und solange diese Zahl stabil bleibt und wir Larven in den Gewässern finden, gehen wir auch von einer stabilen Population aus. Die genaue Größe kennen wir nicht und können wir auch nicht abschätzen. Um die Störungen an den Gewässern und Verstecken gering zu halten, streben wir auch kein umfangreicheres Monitoring an.