Nach einem extrem trockenen Sommerhalbjahr, sind auch in den nächsten Wochen keine Niederschläge zu erwarten, die das Wasserdefizit mildern würden. Nun wird es spannend, wie sich die Bedingungen auf die bevorstehenden Rastzeiten von Kranichen und nordischen Gänsen auswirken werden.
Die Entwicklung der Diepholzer Moorniederung zu ihrer heutigen Bedeutung als Rastplatz geht zu einem bedeutenden Teil auf die günstige Kombination aus Nahrungs- und Schlafplätzen zurück. Die wiedervernässten Hochmoore bieten normalerweise große, flache Wasserflächen, die von Kranichen und Gänsen als ruhige und sichere Schlafplätze genutzt werden und „nach dem Aufstehen“ sind mit einem kurzen Flug über die Moorrandbereiche große Maisflächen in unmittelbarer Nähe erreichbar. Mit minimalem Energieeinsatz sind somit ergiebige Nahrungsquellen nutzbar – eine ideale Kombination, um auf dem Zug Energie zu tanken.
In diesem Jahr ist es allerdings anders. Die Trockenheit ließ viele Maisflächen so kümmerlich wachsen, dass dort an die Ernte von Körnermais nicht zu denken ist. Dementsprechend hoch liegt in diesem Jahr der Anteil der zur Silageproduktion gehäckselten Flächen. Wer sich diese einmal aus der Nähe angeschaut hat, wird feststellen, dass dort nur Nahrung zu finden ist, wenn der Häckslerfahrer einmal nicht den Ladewagen getroffen hat, ansonsten findet sich buchstäblich nichts…
Zudem wird die Trockenheit dazu führen, dass selbst die nassesten Flächen, die eigentlich seit jeher Grünlandstandorte waren, aber irgendwann doch umgebrochen und zu Maisäckern wurden, in diesem Jahr abgeerntet werden können – und das sogar mit sehr guten Erträgen.
Die Nahrungsverfügbarkeit für Kraniche, Gänse und alle anderen Tiere, die Mais fressen, wird in diesem Jahr also deutlich schlechter ausfallen.
Wer Kraniche tagsüber auf ihren Nahrungsflächen beobachtet, stellt fest, dass diese auch gerne Gräben aufsuchen. Einerseits, um Abwechslung in den Speiseplan zu bringen, schließlich sind die Vögel als Allesfresser auch Insekten, Mäusen, Würmern, Fröschen und Fischen nicht abgeneigt, andererseits aber natürlich auch, um Wasser zu trinken.
Auch hier kommt in diesem Jahr die Trockenheit in’s Spiel… Wasser sucht man vielfach vergebens. Selbst die größeren Vorfluter sind seit längerer Zeit ausgetrocknet.
Und dies setzt sich in den Hochmooren fort. Kleinere Wiedervernässungsflächen sind vollständig ausgetrocknet und selbst in den sonst großen Wasserflächen sind teils nur noch kleine Lachen verblieben.
Es wird also spannend, ob bis zum Beginn des Kranichzugs doch noch der eine oder andere Starkregen für etwas Wasser in den Mooren sorgt. Für die Nahrungsverfügbarkeit außerhalb der Moore dürfte das aber ohne Auswirkungen bleiben. Hier sieht es in diesem Jahr nach „schmaler Kost“ aus.
Wir freuen uns dennoch über Berichte und Beobachtungen aus der bevorstehenden Rastzeit. Wenn solche Ausnahmejahre auch nicht zur „Rekordjagd“ bei Rastzahl und Rastdauer geeignet sind, bieten sie doch die Aussicht auf spannende Erkenntnisse.