Bartmeisen – gern gesehene Gäste

Aktuell sind am Dümmer Bartmeisen aufgrund der Zugzeit in größerer Anzahl unterwegs und auch auffälliger für den Beobachter. Passend dazu hat uns Dr. Hans-Joachim Winkhardt Fotos und Text geschickt. Vielen Dank dafür!

Bartmeisen leben in ausgedehnten Schilfflächen. Sie ernähren sich im Sommer hauptsächlich von Insekten und Spinnen, im Winter von Sämereien. Dabei halten sie sich praktisch ausschließlich im Schilf auf. Aufgrund der Spezialisierung wechseln ihre Bestände oft sprunghaft; das heißt, starke Vermehrung und Zusammenbruch von Populationen können abwechselnd auftreten.

Am Dümmer brüten sie erst seit wenigen Jahren in äußerst geringer Anzahl (4 Brutpaare 2024) [Quelle: Naturschutzring Dümmer e.V., keine gezielte Erfassung der Bartmeise im weitläufigen Schilfbestand, Anm. d. Red.]. In „Die Vogelwelt des Dümmer-Gebietes“ 1959 werden sie noch nicht erwähnt, nicht einmal als Durchzügler. Inzwischen erleben wir im Herbst immer wieder Gast-Besuche der hübschen Vögel in größerer Anzahl.

Die Männchen tragen kräftige Bartkoteletten, die Weibchen zartes Understatement. Es sind lebhafte und kommunikationsfreudige Vögel, denen man gern zusieht.

Die Fotos entstanden an der Weser. Wie der Fotograf ganz treffend anmerkte, kann man sich bei der Betrachtung einen kleinen nonverbalen Dialog vorstellen.

Männliche Bartmeise
Weibliche Bartmeise
Männliche Bartmeise
Weibliche Bartmeise
Männliche Bartmeise

Text und Fotos: Dr. Hans-Joachim Winkhardt

Mit Kescher, Lupe und Linsensuppe – unterwegs auf Wildbienensuche

Ende Juni machte ich mich auf den Weg zu einem Wildbienenseminar in die Lüneburger Heide. Ich war sehr gespannt, welche Wildbienen ich dort antreffe und mit welchem Wissen im Gepäck ich wiederkommen werde. Nach einer erstaunlich reibungslosen Anreise mit der Deutschen Bahn am Freitagvormittag ging es direkt los: Eine kurze Vorstellungsrunde stimmte uns auf das Thema und auf die spannende Welt der Hymenopteren, also Bienen, Wespen und Ameisen ein. Wobei der Fokus natürlich auf den Bienen lag. Nach einer leckeren und stärkenden Portion Linsensuppe machten wir uns auf ins Gelände.

Mit Keschern und Exhaustor ausgerüstet, fuhren wir zu einer großen Obstbaumwiese des Vereins Naturschutzpark Lüneburger Heide e.V. (VNP). Dort startete die Erfassung: Nach kurzer Erklärung der Methode machten wir uns auf die Suche nach unseren ersten Wildbienenarten. Die gefangenen Tiere wurden in Röhrchen mit Schaumstoffverschluss gesammelt und in der Runde herumgereicht – so konnten wir gemeinsam Merkmale vergleichen und erste Bestimmungen vornehmen. Die Tiere wurden nach der Beobachtung natürlich wieder freigelassen.

Harzbiene

Unter den Funden waren verschiedene Hummelarten wie Acker-, Stein- und Erdhummel, aber auch Hosen-, Düster- und Furchenbienen. Am Insektenhotel auf der Wiese war reges Treiben zu beobachten – und auch einige parasitär lebende Arten konnten entdeckt werden. In der Runde wurde zudem besprochen, was ein gutes Insektenhotel ausmacht – und was nicht. Eine wichtige Erkenntnis: Ein Insektenhotel allein reicht nicht. Ohne passende Nahrungsquellen und Nistmaterial in der Umgebung wird es von Wildbienen kaum genutzt.

Am Nachmittag ging es ans Bestimmen unter dem Binokular. Mit Hilfe von Fachliteratur, Bestimmungsschlüsseln und bereitgestellten Präparaten tasteten wir uns auf Gattungsebene an die Arten heran. Viel Input, viel Konzentration – aber auch viele Aha-Momente.

Tag zwei: Mit geschärftem Blick in die Heide

Nach einem reichhaltigen Frühstück auf der Terrasse packten wir Kescher und Lunchpakete ein und machten uns auf in die Heide. Auch hier wurde gesucht, gesammelt, verglichen und bestimmt. Dieses Mal fanden wir unter anderem Blattschneider-, Harz- und Schenkelbienen.

Blattschneiderbiene

Beim Mittagessen im idyllischen Teegarten von Wilsede konnten wir bereits mit geschulterem Blick die eine oder andere interessante Art entdecken – darunter die Gartenwollbiene.

Gartenwollbiene

Zurück in der Unterkunft ging es weiter mit spannenden Einblicken in die Taxonomie und Ökologie der einzelnen Wildbienen-Gattungen. Danach: freies Bestimmen auf Artebene für alle, die Lust hatten – mit wachsender Sicherheit und Begeisterung.

Der Abend führte uns erneut in die Heide, dieses Mal zu einer großen Sanddüne. Mit Einbruch der Dunkelheit begann unsere Nachtexkursion. Wir hörten den Ziegenmelker am Waldrand, Wachtel und Rebhuhn in der Nähe – und entdeckten schließlich die erste kleine Kreuzkröte. Auch einige Nachtfalter und weitere Kröten kreuzten unseren Weg. Ein rundum stimmungsvolles Naturerlebnis.

Schenkelbiene

Letzter Tag: Pferde, Sand und viele Bienen

Am Sonntagvormittag besuchten wir eine Feuchtwiese mit südexponiertem Sandhang, auf der Dülmener Pferde weideten. Auch hier gab es reichlich zu entdecken: Blattschneider-, Hosen- und Maskenbienen, dazu Sandwespen und Blutbienen.

Nach einem gemeinsamen Reste-Mittagessen nutzten wir die verbleibende Zeit, um letzte Arten zu bestimmen – bevor es dann ans Kofferpacken und an die Abreise ging.

Maskenbiene

Fazit: Die Hosenbienen haben mein Herz erobert

Den verschiedenen Wildbienenarten so nah zu sein und die vielen kleinen Details zu sehen war sehr erstaunlich und interessant. Das Seminar war fachlich fundiert, abwechslungsreich und wahnsinnig lehrreich. Ich fühle mich nun gewappnet, die nächste Wildbiene nicht nur zu bestaunen, sondern ihr vielleicht sogar einen Namen zu geben – oder zumindest ihre Gattung zu erkennen. Ein großes Lob an den Referenten Frederik Roth und die Organisation des VNP! Durch das KNAK-Projekt wird Artenwissen auf moderne, lebendige Weise vermittelt – und plötzlich wirkt Artenkenntnis nicht mehr trocken, sondern spannend und praxisnah. Ich bin gespannt, was ich demnächst alles vor meiner Tür auffinden kann! Und ich hoffe sehr, dass sich eine Hosenbiene auffindet, die finde ich nämlich besonders hübsch.

Hosenbiene

Stars in der Manege

Vielen Dank an Dr. H.J. Winkhardt für diesen Beitrag:

Zwei Rothalsgänse (Branta ruficollis) verbringen seit Wochen ihre Zeit zusammen mit zahlreichen Bläss- und Weißwangengänsen im Ochsenmoor und sind dort eine weitere Attraktion für Vogelbeobachter und -fotografen. Wahrscheinlich sind diese wunderschönen, relativ kleinen Gänse Nachfahren von ehemaligen Gefangenschaftsflüchtlingen, die sich selbst ausgewildert haben. Bei den beiden handelt es sich um einen Altvogel (hier im Bild) und einen Jungvogel vom letzten Jahr. Rothalsgänse leben in den Tundren Sibiriens und überwintern hauptsächlich in Zentralasien, einige Populationen aber auch in Südost-Europa. Insofern könnten die beiden Gäste im Ochsenmoor theoretisch auch wildlebende Zugvögel sein.

Schwarzkehlchen

Ein paar Schwarzkehlchen im Ochsenmoor haben sich wohl gedacht: Wozu in den Süden fliegen? Ein bisschen Raureif ist doch auch ganz nett!

Normalerweise überwintern Schwarzkehlchen in Süd- und Westeuropa. Sie haben damit eine wesentlich kürzere Strecke zurückzulegen als Braunkehlchen, die im tropischen Afrika überwintern und deren Brutgebiete sich weit in den Norden erstrecken.

Marie Elena Vergara hat am Wochenende 2 Schwarzkehlchen-Pärchen im Ochsenmoor entdeckt. Danke für die Bilder!

Biberspuren an der Lohne

Wer dieser Tage entlang der Lohne unterwegs ist, kommt an den Spuren des Bibers kaum vorbei. Gerade im Herbst und Winter, wenn Kräuter und Gräser knapp werden, wechseln die Tiere auf Rinde als Hauptnahrungsquelle. Die Folge: An vielen Bäumen entlang des Flusses sind jetzt deutliche Nagespuren zu entdecken. Da können auf einem Paddelausflug schon einige „Baustellen“ gezählt werden. Übrigens sind dort auch viele Eisvögel unterwegs. Danke an Antje Nowack für die Bilder und weiterhin viel Spaß beim Paddeln!

Schneeammer gesichtet

Dieses Bild eines Schneeammer-Weibchens wurde uns von Hans-Joachim Winkhardt zugesendet. Der eher ungewöhnliche Wintergast lief ihm an einem Wirtschaftsweg am Dielinger Klei über den Weg.

Schneeammer (Plectrophenax nivalis) „…als unregelmäßiger Wintergast in geringer Anzahl hin und wieder beobachtet.“ (aus Hölscher et al.: Die Vogelwelt des Dümmer-Gebietes, Biologische Abhandlungen 1959).

Schneeammer am Dielinger Klei.

Die Schneeammer brütet in hochalpinen, geröllreichen Regionen sowie an steinigen Küsten und in der Tundra. Als Sommervogel ist sie von März bis Oktober aktiv und zieht im Winter auch an die Nord- und Ostseeküste, wo sie seltener im Binnenland vorkommt. Oft zutraulich, bewegt sie sich in großen Gruppen entlang von Spülsäumen und Wiesen.

Gänse im Ochsenmoor

Seit Anfang Oktober treffen immer mehr Gänse im Ochsenmoor ein. Eine Rothalsgans hat sich auch schon zwischen den Graugänsen blicken lassen. Hier auf den Fotos ist sie aber nicht dabei. Es lohnt sich auf jeden Fall die Gänsetrupps genauer in Augenschein zu nehmen, um seltenere Arten wie Rothalsgans oder Zwerggans zu entdecken. 😉

Blässgänse (Anser albifrons)
Weißwangengans (Branta leucopsis) – wird auch Nonnengans genannt
Blässgans und Weißwangengans gemeinsam