Glutz von Blotzheim schrieb noch im Handbuch der Vögel Mitteleuropas zu den Neststandorten der Graugänse: „Neststand: An möglichst unzugänglichen Stellen, auf altem niederliegendem Rohr, auf Kaupen oder auch anderen etwas erhöhten Stellen inmitten von Schilf- und Rohrkolbendickicht.“
Glutz von Blotzheim, Urs N. (Hrsg.) und Bauer, K. M. (Bearb.) Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Bd. 2. Anseriformes. – (Teil 1). – 2., durchges. Aufl. – 1990, Wiesbaden: Aula-Verl.
Inzwischen stellt sich die Situation etwas anders da:
In den letzten Jahren hat sich die Graugans bei der Neststandortwahl ein wenig weiterentwickelt und nimmt jetzt auch gerne Nistplätze außerhalb des Schilfes an freizugänglichen Orten an. Ein Grund könnte die geringe Prädatorendichte rund um den Dümmer sein.
Die Themen der letzten beiden Wochen waren ja nicht gerade aktuelle Beobachtungen, hier jetzt ein kurzer Rückblick, was verpasst wurde.
Diese in Europa seltene Rotschulterente aus Südamerika hat sich bestimmt nicht verflogen. Als Zooflüchtling oder aus Privathaltung entwichen, taucht diese Gründelente immer wieder in Deutschland auf. Es wurde auch schon eine Brut in Deutschland nachgewiesen, aus der aber keine Jungen hervorgegangen sind.
Text und Fotos: Udo Effertz
Diese Blaukehlchen wurden in den Mooren der Diepholzer Moorniederung beobachtet.
Fotos: Werner Brinkschröder
Die Ringdrossel unterscheidet sich von Teilalbinos der Amsel durch das weiße Brustschild ,der schuppig gezeichneten Unterseite und der weißlichen Ränder der Flügelfedern. Diese Vögel wurden beim Durchzug in Hüde fotografiert.
Text und Fotos: Udo Effertz
Und nun in loser Reihenfolge noch ein paar Fotos, die ebenfalls in den letzten zwei Wochen eingetroffen sind.
Am Samstag, den 30.03.2019, wurde am Tag der Umwelt bei der Deichreinigung dieser Molch im Qualmwassergraben, direkt vor dem Hotel Strandlust entdeckt. Als Amphibien sind sie zur Fortpflanzung auf Gewässer angewiesen, der Laich und auch die Larvenstadien der Molche kommen ausschließlich im Wasser vor. Als Larve sind sie auch noch Kiemenatmer, die adulten Tiere atmen über die Lunge. Den Winter verbringen die Tiere an Land in steinigen und sandigen Ecken.
Die Natur- und Umweltschutzvereinigung Dümmer e.V. (NUVD) wird zehn Jahre alt – wie schnell doch die Zeit vergeht. Am 12.08.2009 fand die Gründungsversammlung in Hüde statt. Der Wunsch nach einen Naturschutzverein, indem man persönlich Mitglied werden konnte, führte zu dieser Gründung, die Menschen am Dümmer wollten beim Naturschutz mitreden, mitgestalten können. Der nächste Schritt war dann der Kooperationsvertrag mit dem Land Niedersachsen, der es der NUVD ab 2010 ermöglichte in die Schutzgebietsbetreuung vor Ort einzusteigen und mit damals 1,5 Mitarbeitern an der Naturschutzstation in Hüde seine Arbeit aufzunehmen.
Heute zehn Jahre nach der Gründung hat die NUVD 3,5
Mitarbeiter und allerhand Projekte auf die Beine gestellt, einige davon haben
Sie in den letzten zwei Wochen näher kennengelernt.
Als eine von 12 ökologischen Stationen in Niedersachsen ist
sie in die naturschutzfachliche Vor-Ort-Betreuung in Kooperation mit den
Landkreisen Diepholz, Osnabrück und Vechta, dem NLWKN -Außenstelle Dümmer,
finanziert durch das Land Niedersachsen, fest eingebunden und nicht mehr
wegzudenken.
Die Liste der Mitgliedsverbände, von der Jägerschaft, dem
Landvolk, Segelvereinen, Dorfvereinen, Anglervereinen und Naturschutzvereinen
zeigt, dass die NUVD einen Naturschutz mit den betroffenen Menschen betreibt
und ganz nach dem Leitsatz arbeitet:
„Nachhaltigkeit kann nur erreicht werden, wenn die Schutzmaßnahmen von den Menschen in der jeweiligen Region mitentwickelt und mitgetragen werden.
Prof. Elinor Ostrom (Nobelpreis für Ökonomie, 2009)
Dank der Unterstützung
der Mitglieder, der Mitgliedsverbände, der Naturinteressierten hier im
Blog, der aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern und der aktuellen und
ehemaligen Vorstandsmitgliedern steht die NUVD nach zehn Jahren hier am Dümmer
sehr gut dar und ist bereit für die nächsten zehn Jahre.
Was ist das denn? Auf deutsch lautet der vollständige Titel
wie folgt: Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für
Wasser- und Watvögel, von internationaler Bedeutung.
Und genau so ein Ramsar-Gebiet sind auch der Dümmer und seine angrenzenden Moore, eins von 2.187 Gebieten auf der ganzen Welt. Ramsar ist keine Schutzkategorie im klassischen Sinne, es gibt keinen rechtlichen Handlungsrahmen oder ähnliches, es ist eher mit einem Gütesiegel gleichzusetzten. Dieses Siegel kann allerdings auch wieder aberkannt werden, wenn sich die ökologischen Voraussetzungen ändern.
Die Verpflichtungen, die mit der Ausrufung eines Ramsar-Gebiets einhergehen, erfolgen auf freiwilliger Basis in der Form nationaler Richtlinien. Dieser Verpflichtungen sind vier:
Schutz von
Feuchtgebieten
Förderung
der internationalen Zusammenarbeit beim Schutz von Feuchtgebieten
Förderung
des Informationsaustausches über Feuchtgebietsschutz und
Unterstützung
der Arbeit der Konvention
Zudem soll dem
Grundsatz der nachhaltigen, ökologisch ausgewogenen Nutzung gefolgt
werden.
Seit mehreren Jahren arbeitet die Natur- und Umweltschutzvereinigung Dümmer e.V. (NUVD) nicht nur am Dümmer, wie der Name vermuten lässt, sondern auch in den Hochmooren. Hervorzuheben sind dabei die Moore Steinfelder Moor und Südlohner Moor im Landkreis Vechta. Beide Moore sind Naturschutzgebiete in denen teilweise noch Abtorfungen stattfinden, die Renaturierungsmaßnahmen aber bereits begonnen haben und erste Früchte tragen.
Die NUVD hat in den vergangenen Jahren u.a. in der naturschutzfachlichen Vor-Ort-Betreuung von Schutzgebieten in Kooperation mit den Landkreisen Diepholz, Osnabrück Vechta und dem NLWKN -Außenstelle Dümmer, gefördert durch das Land Niedersachsen verschiedenen Entkusselungsmaßnahmen auf verschiedenen Hochmoorflächen durchgeführt, um Arten wie Ziegenmelker und Raubwürger Brutlebensräume zu schaffen. Durch die Kooperation mit dem Arche Hof Rolfes findet auf diesen Flächen eine extensive Beweidung statt, um einen erneuten Aufwuchs zu vermeiden und eine Ausbreitung der natürlich vorkommenden Vegetation zu fördern.
Zur Evaluierung unserer Maßnahmen führt die NUVD gezielte
Brutvogelkartierungen in den Mooren durch, die sowohl Brutgebiete von
Raubwürgern, Ziegenmelkern, aber auch Kranichen, Graugänse, Knäckenten,
Goldammer, Krickenten, Kiebitzen, Großen Brachvögeln und vielen mehr
erbrachten. Damit werden wir auch dem neuen Schlagwort im Naturschutz: Evidence
based conservation; zu deutsch beweisbasierter Naturschutz, gerecht.
Die Natur- und Umweltschutzvereinigung Dümmer e.V. (NUVD) beteiligt sich bei der Umsetzung von Maßnahmen im bundeslandübergreifenden Projekt IP-Life „Atlantische Sandlandschaften“. In diesem Projekt werden typische Lebensraumtypen und Arten der Region der atlantischen Sandlandschaften gefördert, u.a. die Zauneidechse, die Schlingnatter, die Kreuzkröte, Froschkraut, Feuchte Heiden mit Glockenheide, renaturierungsfähige degradierte Hochmoore und noch viel mehr.
Bereits Anfang 2018 wurden Maßnahmen zum Erhalt der Zauneidechse auf der niedersächsischen Seite des Stemweder Bergs durchgeführt. Im Februar 2019 wurden nun lebensraumverbessernde Maßnahmen für die Schlingnatter im Südlohner Moor umgesetzt. Auf bereits entkusselte Flächen, die teilweise durch Beweidung offengehalten werden, sind Baumstubben und Torfsodenhaufen ausgebracht worden. Neben Versteck- und Sonnmöglichkeiten für die Schlingnatter, profitieren weitere Tiere von den Maßnahmen. So findet z.B. der Steinschmätzer Nistmöglichkeiten in den Torfsodenhaufen.
Die Schlingnatter ist eine 75 cm lange Schlange, die als
Kulturflüchter unter der Industrialisierung der Landnutzung leidet und als
Bewohner von Übergangslebensräumen mit vielen unterschiedlichen Strukturen
einen großen Lebensraumverlust und damit einhergehend eine Zerschneidung der
Lebensräume erfährt.
Die nun umgesetzten Maßnahmen bringen Strukturelemente in die Fläche und wurden mit Unterstützung der Von-Sanden-Oberschule Lemförde umgesetzt. Mit tatkräftiger Hilfe der dortigen Umwelt-AG konnten die Torfsodenhaufen an den richtigen Stellen errichtet werden.
Das ganze Projekt wird durch die EU und den Länder Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gefördert, die betreuende Einrichtung in Niedersachsen ist das NLWKN und die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt durch Vereine und Institutionen vor Ort.
Der Stemweder Berg als letzte Erhebung vor der norddeutschen Tiefebene ist, im Gegensatz zu den Dammer Bergen, tatsächlich ein Gebirge. Während die Dammer Berge ein Produkt eiszeitlicher Gletscher sind, besteht der Kern des Stemweder Bergs aus Kalksandstein und war früher Teil des Meeresboden. Die versteinerten Muscheln und Donnerkeile, die man in manchen Steinen finden kann, zeugen davon. Mit einer Höhe von 181,4 m auf nordrhein-westfälischer Seite ist er zwar nicht sehr hoch, bietet aber Lebensraum für viele verschiedene Tierarten, die wir sonst hier nicht hätten.
Durch den Stemweder Berg zieht sich die Landesgrenze
zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, der bewaldete Teil, überwiegend
Kalkbuchenwald, des Stemweder Bergs beträgt 10,3 km², davon befinden sich
7,4 km² in Nordrhein-Westfalen und 2,9 km² im nördlich angrenzenden
Teil Niedersachsens.
Auf der niedersächsischen Seite betreut die Natur- und Umweltschutzvereinigung e.V. (NUVD) im Rahmen der naturschutzfachlichen Vor-Ort-Betreuung in Kooperation mit den Landkreisen Diepholz, Osnabrück und Vechta, dem NLWKN -Außenstelle Dümmer- und gefördert durch das Land Niedersachsen sechs Gewässer zur Unterstützung der Feuersalamandervorkommen. Das Erfolgsmonitoring zeigt, dass wir diese, wahrscheinlich isolierte Population, auf einen stabilen Bestand halten. Die Betreuung weiterer Gewässer auf der nordrhein-westfälischen Seite wird von unseren Mitgliedern ehrenamtlich übernommen. Neben den Gewässern sind besonders die alten, kleinen Steinbrüche im Berg wichtige Lebensräume für die Salamander.
Neben den Feuersalamandern führen wir ein Monitoring zu den
Vorkommen der Fledermäuse durch und haben z.B. mit den Berginteressenten
Lemförde Höhlenbäume ausgezeichnet, die aus der Nutzung genommen worden sind
und somit als Quartiere für Fledermäuse erhalten bleiben.
Darüber hinaus, unabhängig von der Vor-Ort-Betreuung werden
unterstützende Maßnahmen, wie das Anlegen von Eichenhackschnitzelhaufen, für
das größte heimische Insekt, den Hirschkäfer vorgenommen, der unter anderem im
Stemweder Berg zu Hause ist.
An den Hängen des Stemweder Bergs hat die NUVD, u.a. zusammen mit der AG Biotop- und Eulenschutz Stemweder Berg e.V., auf beiden Seiten der Landesgrenze verschiedene Landschaftselemente wie Windschutzhecken, Feldgehölze, Streuobstwiesen und einen Teich angelegt. Zudem wurde mit dem zuständigen Bauhof auf der niedersächsischen Seite ein naturfreundliches Konzept zum Mähen der Seitenstreifen entworfen.