Nachdem sich Jessica im Juni über Wildbienen fortgebildet hat – hier nachlesen – hat sie sich im Juli den Fledermäusen gewidmet. Hier ihr Bericht:
Am zweiten Juli-Wochenende durfte ich ein ganz besonderes Abenteuer erleben: ein Fledermauscamp in Laatzen bei Hannover – organisiert von der Ökologischen Station Mittleres Leinetal (ÖSML). Für Naturfreunde, Artenkenner oder einfach Neugierige war das Camp ein einzigartiger Einblick in die faszinierende Welt der Fledermäuse – und zugleich ein praktischer Beitrag zum Artenschutz.

Los ging’s am Freitagnachmittag: Zelte aufbauen, erste Gespräche führen, gemeinsam essen – und dann direkt rein in die Materie. Nach einer Einführung ins Untersuchungsgebiet und einer ausführlichen Einweisung zur Methodik wurden wir Teilnehmer in Kleingruppen aufgeteilt – jeweils begleitet von erfahrenen Expert:innen.
Ziel war es, aktiv an wissenschaftlicher Feldforschung mitzuwirken und gleichzeitig zu lernen, wie man Fledermäuse sicher fängt, bestimmt und wieder freilässt. Und das ist Präzisionsarbeit: Beim Netzfang, der mit besonders feinen, weichen Netzen durchgeführt wird, stehen der Schutz und das Wohl der Tiere an oberster Stelle. Sobald eine Fledermaus im Netz landet heißt es: Ruhe bewahren und Fingerspitzengefühl zeigen. Die Tiere werden vorsichtig befreit, gewogen, vermessen und anhand morphologischer Merkmale bestimmt. Anschließend bekommen sie eine Markierung zur Wiedererkennung, falls sie nochmal ins Netz gehen – dann heißt es: Abflug!
Begegnungen im Dunkeln – die erste Nacht
In der ersten Nacht waren die Bedingungen ideal. Aufgebaut wurde an 2 verschiedenen Standorten an den Koldinger Seen. Dabei war auch die Absperrung für Fußgänger und Fahrradfahrer nicht unwichtig, damit diese nicht auch im Netz landen. Ausgestattet mit Handschuhen und Rotlichtlampe betreuten immer zwei Personen ein Netz. In dieser Nacht flogen uns besonders häufig Mückenfledermäuse und Wasserfledermäuse in die Netze – überwiegend weibliche Tiere. Jede Gruppe war für ihre Netze verantwortlich und arbeitete in enger Abstimmung mit den Fachleuten. Gegen 1 Uhr morgens wurde alles abgebaut, zurück im Camp wurde noch lange gefachsimpelt – erschöpft, aber glücklich.
Der nächste Morgen/Mittag begann entspannt – mit einem späten Frühstück, Kaffee und interessanten Vorträgen. Wir vertieften unser Wissen über die heimische Fledermausfauna: von der morphologischen Bestimmung über die akustische Erkennung der einzelnen Arten bis hin zu den typischen Lebensräumen und ökologischen Zusammenhängen.

Zweite Nacht, zweite Chance – trotz Regen erfolgreich
Am Samstagabend hieß es erneut: Raus ins Gelände – diesmal in den Stadtwald Eilenriede Hannover. Das Wetter machte es spannend: Nieselregen und kurze Wartezeiten. Doch es lohnte sich. Neben Wasser- und Mückenfledermäusen gingen uns diesmal auch andere Arten ins Netz: Breitflügelfledermaus, Langohren, kleiner Abendsegler und ein Mausohr – echte Highlights für Fledermaus-Fans.

Sonntag hieß es dann schon wieder Abschied nehmen – mit einer Urkunde, vielen neuen Kontakten und vor allem: einem Rucksack voller Eindrücke und neuem Wissen.
Mein Fazit? Das Fledermauscamp in Laatzen war mehr als nur eine Exkursion – es war ein intensives, spannendes und lehrreiches Wochenende, das Theorie und Praxis auf eine super Weise verbunden hat. Ein riesiges Dankeschön an die ÖSML und die Expert:innen, die ihre Zeit und ihr Wissen mit uns geteilt haben. Ich komme definitiv wieder 🙂
Text und Fotos: Jessica Ludwig