Der Tag der Fische am 22. August, ist eine wichtige Gelegenheit, um auf bedrohte Fischarten und deren Schutz aufmerksam zu machen. Besonders im Dümmer See und den umliegenden kleinen Gewässern leben viele solcher Arten. Kürzlich wurden durch den Einsatz von Kleinfischreusen verschiedene Kleinfischarten in den Randgewässern des Dümmers erfasst. Diese Reusen blieben 24 Stunden geöffnet, um die dort lebenden Fische zu dokumentieren.
Aufnahme einer Reuse nach 24 Stunden.
Zu den erfassten Arten gehören der Blaubandbärbling, Moderlieschen, Schleien, vereinzelte Karpfen, Rotaugen, Gründlinge sowie die Dreistachligen und Neunstachligen Stichlinge. Besonders bemerkenswert ist jedoch die Entdeckung von bedrohten Arten wie dem Schlammpeitzger und dem Steinbeißer. Diese Kleinfische sind auf den Schutz ihrer Lebensräume angewiesen, um sich weiterhin vermehren zu können. Die ruhigen und flachen Gewässer rund um den Dümmer bieten ihnen ideale Bedingungen.
In den Flachwasserzonen mit mehr oder weniger schlammigem Grund, finden Steinbeißer und Schlammpeitzger gute Lebensbedingungen. Der niedrige Wasserspiegel in den Randgewässern begünstigt das Wachstum von Unterwasserpflanzen, schützt diese Arten so vor großen Fressfeinden und ermöglicht ihnen eine bessere Fortpflanzung. Beide Fischarten sind zudem anpassungsfähig, was ihre Überlebenschancen in veränderten Umgebungen erhöht. So ist der Schlammpeitzger bspw. daran angepasst, sogar mehrmonatige Trockenphasen durch Eingraben in den Schlamm und Darmatmung zu überdauern.
Hier haben wir (links) eine Reuse voll Fischeier,(mitte) einen Gründling und (rechts) ein paar Moderlieschen .
Weiter ging es einige Tage später, als wir gemeinsam mit dem niedersächsischen Anglerverband mittels Elektrobefischung die jährliche Fischbestandserfassung im Dümmer durchgeführt haben. Hierzu waren wir einen Tag mit dem Boot auf dem See, um an den selben Stellen wie in den Vorjahren die Fischbestände zu ermitteln. Wir fingen die Fische mit Elektrogerät und Kescher und werteten sie noch auf dem Boot aus, um sie dann wieder ins Wasser zu lassen. Währenddessen wurde für jede Stelle ein eigenes Protokoll erstellt und jeder Fisch mit seinen individuellen Maßen notiert. So fuhren wir einmal den gesamten Dümmer ab, um beispielweise in Schilf, Binsen oder Steinschüttungen den Bestand zu prüfen. Nicht selten geriet uns auch ein großer Karpfen mit ins Boot, doch hauptsächlich fingen wir Rotaugen, Güstern und Aale, aber auch Welse, Flussbarsche, Brassen, Rotfedern, Kaulbarsche, Zander und der ein oder andere Aland waren mit dabei.
Zu sehen sind (links) Aland, (mitte) Güster, (rechts) Kaulbarsch, Flussbarsch und Zander. Videos und Bilder: Marie Müller
Insgesamt zeigt unsere Erfassung des Dümmers und seiner Randgewässer, wie wichtig der Schutz von Kleinfischarten und ihren Lebensräumen ist. Die Erfassung der Fischbestände durch Elektrofischen und den Einsatz von Kleinfischreusen hat nicht nur wertvolle Daten geliefert, sondern auch das Bewusstsein für die bedrohten Arten geschärft. Besonders die Entdeckung von Schlammpeitzger und Steinbeißer verdeutlicht die Notwendigkeit, diese sensiblen Ökosysteme zu bewahren. Der Tag der Fische erinnert uns daran, dass jeder Beitrag zum Schutz unserer Gewässer zählt, sei es durch Forschung, Aufklärung oder aktives Handeln.
Im Juli haben wir mit dem Projekt zur Anpflanzung von Schilfrohr in Eickhöpen begonnen. Über mehrere Wochen hinweg haben wir sorgfältig Pfähle und Zäune errichtet, um die neu gesetzten Schilf- und Binsenpflanzen zu schützen. Unser Ziel ist es, dass sie gut anwachsen und sich im Laufe der Zeit weiter ausbreiten. In der Hoffnung, dass sich das Schilf auch vom Ufer aus wieder verbreitet, haben wir zwischen diesem und den selbst gepflanzten Schilfreihen immer eine zusätzliche Reihe freigelassen. Zudem erwarten wir, dass der neue Schutz den noch vorhandenen Rhizomen im Boden hilft, wieder zu wachsen.
Im Folgenden präsentieren wir einige Luftaufnahmen, die das gesamte Projekt aus der Vogelperspektive darstellen.
Vor zwei Wochen haben wir damit begonnen, immer, wenn Wetter und Zeit passen, an einer großen Röhrichtanpflanzung und den entsprechenden Zäunen bei Eickhöpen zu arbeiten.
Dort wurde im Frühjahr Sediment aus einem der Baggerlöcher im See mit dem Spülbagger angespült. Um dieses in der Bucht festzusetzen, soll es bepflanzt werden. Eine gute Gelegenheit für die Röhrichtentwicklung. Die Anpflanzung soll gleichzeitig noch einmal Erkenntnisse zu den Bedingungen liefern, die das Röhricht im See braucht, um zu wachsen. Deshalb hat der Aufbau der Pflanzung ein wenig einen Versuchscharakter. Der Naturschutzring hat in der nördlichen Hälfte der Bucht gepflanzt und Schutzeinrichtungen aufgebaut während wir, die NUVD, in der südlichen Hälfte unser Konzept umsetzen.
Wir konnten in den letzten Jahren Fraßschäden als einen wesentlichen Faktor für den Schilfrückgang feststellen. Wo das Schilf, oder auch Teichbinsen, durch Zäune geschützt sind, wachsen die Pflanzen sehr gut in allen Wassertiefen.
Darum heißt es für diese große Anpflanzung auch: Zäune bauen! Damit die Graugänse den Zaun nicht einfach fliegend überwinden, muss die Fläche in Streifen unterteilt und viele Zäune gezogen werden. Nur jeder zweite Streifen wird bepflanzt, um zu sehen, ob sich das Schilf aus den bepflanzten Streifen heraus ausbreitet.
Trotz des Umfangs der Zaunbaumaßnahmen konnten wir schon beim ersten Arbeitseinsatz die ersten Pflanzen setzen. Diesmal mit einer sehr praktischen Anlieferung per Boot.
Aufgrund des hohen Wasserstandes konnte im Frühjahr nicht die eigentlich geplante Palisadenreihe eingebaut werden, die die gesamte Bucht seeseitig schützen sollte. Die Bucht ist dem Westwind ungeschützt ausgesetzt, was besonders bei Eisgang schnell zu großen Schäden an den Zäunen führen würde. Deshalb haben wir uns entschieden, den äußeren Zaun aus Gabionengittern zu bauen, die wesentlich stabiler sind als ein Drahtgeflecht.
Es dauert noch ein bisschen, aber so langsam haben wir eine Röhricht-Festung errichtet. Da die Gabionengitter wegen ihrer geringen Höhe leicht überwunden werden können, haben wir den äußeren Zaun mit Sechseckgeflecht zu einem wahren Schutzwall erhöht. Sieht vielleicht etwas befremdlich aus, wenn alles funktioniert, kann in der Bucht dafür sehr viel neues Röhricht heranwachsen.
Den Schilfbestand am Ufer haben wir ebenfalls eingezäunt. Nachdem es zunächst ganz gut aussah, sind auch in diesem Jahr wieder deutliche Fraßschäden am wasserständigen Schilf zu erkennen.
Im LIFE Projekt Godwit Flyway sind wir mit der Betreuung von Fallen für das Monitoring von Wirbellosen beauftragt. Es soll die Nahrungsverfügbarkeit für Uferschnepfen untersucht werden. Mitte Juli haben wir auf den sechs Feuchtgrünlandflächen im Ochsenmoor und den drei Intensivgrünlandflächen alle Fallen wieder abgebaut. Drei Monate lang waren wir jede Woche unterwegs und haben die Fallen geleert. Ein paar der Arbeitsschritte haben wir einmal gefilmt und hier zusammengeschnitten. Zu sehen sind das Entfernen des Fangbehälters von der Malaisefalle, das Leeren einer Bodenfalle, die Kaffeefilter, durch die wir die Fangflüssigkeit ablaufen lassen – die Proben werden anschließend mit Ethanol verpackt, das Einsetzen einer Bodenfalle mit Gitter als Schutz für Wirbeltiere und Plastikteller als Regendach, eine Klebefalle kurz vor dem Wechsel und das Anbringen einer neuen Klebefalle. Die Emergenzfallen fehlen im Video. Die Auswertung läuft an der Uni Groningen.
wie bereits berichtet, wurden wir ja als Projektgebiet für die Umsetzung eines sechsjährigen Rebhuhnschutzprojekts im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt ausgewählt (www.rebhuhn-retten.de).
Obwohl der offizielle Projektstart erst im Juni 2023 ist, soll bereits jetzt im Frühjahr wieder eine großflächige Bestandserfassung durchgeführt werden. Das Ergebnis der Erfassung 2022 war mit 165 Nachweisen rufender Rebhähne ja bereits sehr erfreulich.
Rebhuhnpaar (Foto: W. Brinkschröder)
Vorbereitend findet am Dienstag, dem 14. Februar 2023, von 17:00 bis 18:30 Uhr eine Online-Schulung statt, bei der gezeigt wird, wie die Erfassung funktioniert. Die Dokumentation im Gelände kann auf Papierkarten oder direkt in Ornitho auf dem Smartphone oder Tablet geschehen.
Der ideale Zeitraum für die Bestandserfassung ist von Ende Februar bis Ende März. In dieser Zeit reagieren die Rebhähne abends in einem Zeitfenster von 30 bis 60 Minuten nach Sonnenuntergang gut auf Rebhahnrufe, die man beispielsweise mit Handy und Bluetooth-Lautsprecher abspielen kann. Durch den nur 30-minütigen Zeitraum für die Erfassung, ist der Aufwand überschaubar und gut als Feierabend-Spaziergang machbar.
Wer Interesse hat, sich an der Erfassung zu beteiligen, melde sich bitte per Email an info@nuvd.de oder telefonisch unter 05443-929811. Wir geben Euch dann die Zugangsdaten für die Online-Schulung und stimmen anschließend ab, in welchem Bereich Ihr die Erfassung durchführt.
Die sommerlichen Temperaturen und die Trockenheit haben einen Gießeinsatz auf der Bienenwiese in Hüde dringend nötig gemacht. Also sind wir mit einem Fahrzeug der Samtgemeinde „Altes Amt Lemförde“ – ausgerüstet mit einem Wassertank – ausgerückt und haben die Bäume mit dem Nötigsten versorgt. Die Obstbäume wurden außerdem mit Bewässerungssäcken ausgestattet, um die Wasserversorgung in Zukunft etwas besser in den Griff zu bekommen. Bleibt zu hoffen, dass die Bäume den Sommer gut überstehen. Ein Baum wird im Herbst auf jeden Fall ersetzt werden müssen, da sich wohl die Wühlmäuse an seinen Wurzeln gütlich getan haben.
Der Rohrsänger, der zurzeit im Ochsenmoor meist kaum zu übersehen und noch viel weniger zu überhören ist, ist der Schilfrohrsänger. Im Gegensatz zu Teichrohrsänger und Sumpfrohrsänger ist er oft frei sichtbar.
Schilfrohrsänger im Ochsenmoor (Foto: Caroline Poitzsch)
Ein weiterer Schwerpunkt in unserer Arbeit als ökologische Station ist der Schutz der Hochmoore. Die Diepholzer Moorniederung mit seinen 15 Hochmooren mit einer Fläche von 24.000 ha bildet einen Schwerpunkt im niedersächsischen Hochmoorschutz. Wir konzentrieren uns dabei auf die beiden Mooren Steinfelder Moor und Südlohner Moor.
Wollgras im Südlohner Moor (Foto: Chrsitian Vogel)
Durch Entwässerung und industriellen Torfabbau, der teilweise noch
stattfindet, wurden sämtliche Hochmoore im Kooperationsgebiet größtenteils
stark verändert.
Die ursprünglich vorhandenen Pflanzengesellschaften und Lebensraumtypen
werden heute großflächig durch monotone Pfeifengras- und Moorbirkenbestände
ersetzt. Diese bieten Schlangen kaum geeignete Sommerlebensräume mit Sonnen-,
Paarungs- und Eiablageplätzen. Raubwürger finden nur noch wenige der zur
Nahrungssuche benötigten niedrigwüchsigen und lückigen Vegetationsbereiche mit
eingestreuten Ansitzwarten.
Flächen in der Abtorfung (Foto: Christian Vogel)
In den nicht maschinell abgetorften Randgebieten der Hochmoore finden
sich Bereiche, in denen typische Strukturen und Pflanzenarten erhalten
geblieben sind, jedoch durch Entwässerung und teils starkes Gehölzaufkommen
gefährdet sind.
Glockenheide im Steinfelder Moor (Foto: Christian Vogel)
Unser Projekt teilt sich dabei in vier verschiedene Schwerpunktbereiche:
Durch Bestandserfassungen der Brutvogelarten
und Winterreviere (insb. Raubwürger) soll die weitere Entwicklung der
Moorgebiete im Zuge der bereits laufenden und weiter anstehenden
Renaturierungsmaßnahmen dokumentiert werden und durch flächen- und gebietsbezogene
Konzepte die weitere naturschutzfachliche Entwicklung gestaltet werden.
Beweidungen in Zusammenarbeit mit dem
Archehof Rolfes aus Steinfeld-Holthausen stellen sicher, das bereits
entkusselte Flächen und gehölzfreie Flächen nicht verbuschen und den hochmoortypischen
Artengesellschaften Lebensraum bieten. Ein fortlaufendes Monitoring zur
Beurteilung der Maßnahmen findet begleitend statt.
Lebensraumverbessernde Maßnahmen für die
Schlingnatter. Sie besiedelt heute ebenfalls vielfach die verbliebenen,
größtenteils degenerierten Hochmoore und Moorheiden aber auch lichte
Waldbereiche, Sandheiden, Bahntrassen, Ruderalfluren und Bodenabbaugebiete.
Die Maßnahmen werden ebenfalls mit einem Monitoring begleitet.
Der letzte Schwerpunkt liegt in der
Bearbeitung von Fragestellungen die uns durch den Landkreis Vechta oder durch
das NLWKN angetragen werden. Als unsere Kooperationspartner in der Landschaftspflege
bearbeiten wir gelegentlich spezielle Fragestellungen für diese Institutionen,
so wird aktuell einen neue Biotoptypenkartierung für beide Moore durchgeführt.
Bei der Bestandserfassung der Brutvogelarten können wir inzwischen Bruten von Kranich, Ziegenmelker, Neuntöter, Schwarzkehlchen und weiteren hochmoortypischen Arten verzeichnen. Diese finden vor allem in den renaturierten und gepflegten Bereichen statt. Auch können inzwischen jährlich Winterreviere der Raubwürger festgestellt werden, leider warten wir noch immer auf die erste Brut dieser Art.
Raubwürger auf einem Zaunpfahl (Foto: Werner Brinkschröder)
Bei der Pflege der Fläche werden wir vom Archehof Rolfes unterstützt und würden diese Zusammenarbeit gerne weiter ausbauen, dazu läuft aktuell ein Crowdfundingprogramm. Weitere Infos dazu finden Sie hier: http://nuvd.de/projekte/hochmoorschutz oder sie spenden direkt hier:
Das Schlingnatterprojekt ist unser neuster Schwerpunkt. In der Vergangenheit wurden nur stichprobenartige Kartierungen in den Mooren durchgeführt. Seit 2019 wurden jetzt aber die ersten Lebensraumverbessernde Maßnahmen im Rahmen des IP-Life Atlantische Sandlandschaften umgesetzt und für die nächsten eineinhalb Jahre ist ein weiteres Projekt zur Bestandserfassung und Lebensraumverbesserung der Schlingnatter beantragt.
Aufschichten von Torfhaufen als Versteck- und Sonnmöglichkeit für Schlingnattern mit der Umwelt AG der Von-Sanden-Schule Lemförde (Foto: Anje Teerling).
Seit 2015 führt die Natur- und Umweltschutzvereinigung Dümmer e.V. (NUVD) im Rahmen ihrer Tätigkeit als ökologische Station und zuvor als Kooperationspartner des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Dümmer ein Artenschutzprojekt für Fledermäuse durch. Dabei sollen vor allem bestandserhaltende und -fördernde Maßnahmen durchgeführt werden.
Alle Fledermausarten in Deutschland gelten als streng
geschützt und sind trotzdem auf dem Rückzug, sprich ihre Bestände nehmen ab.
Die Gründe dafür sind unterschiedlich, können aber alle auf die Modernisierung
zurückgeführt werden. So sind der Mangel an Höhlen in alten Baumbeständen sowie
moderne Isolation an und in Häusern ein wesentlicher Grund für das Verschwinden
von Quartieren. Als Insektenfresser stellt auch der Insektizideinsatz und der
Verlust von Jagdhabitaten durch das Fehlen strukturreicher Landschaften
(Wildblumenwiesen, Hecken, natürliche Ufervegetation) eine Gefährdung für die
Artengruppe dar. Ein anderer Faktor ist der Ausbau der Windenergie, manche
Fledermausarten gelten als sehr anfällig gegenüber den rotierenden Flügeln und
sind somit sehr schlaggefährdet, dabei müssen die Rotoren die Fledermäuse nicht
einmal direkt treffen, bereits der erzeugte Druckunterschied sorgt für ein
Platzen der Organe. Ein ähnliches Phänomen ist bei manchen Arten auch im
Straßenverkehr zu beobachten, auch hier fallen viele Fledermäuse den erzeugten
Druckunterschieden bzw. der Kollision zum Opfer.
Erfassung des
Artenspektrums:
Der Datenbestand zu den Fledermausvorkommen war bis 2015
bestenfalls lückenhaft, so dass zunächst systematische Kartierungen
stattgefunden haben um das Artenspektrum zu ermitteln. Bei den
Detektorbegehungen (hierbei werden die Ultraschallrufe der Fledermäuse
aufgezeichnet um anschließend eine Artbestimmung durchführen zu können) und dem
Netzfang konnten zunächst folgende 11 Arten festgestellt werden:
Fledermäuse in einem künstlichen Spaltenquatier (Foto: Christian Vogel).
Die Erfassung der Fledermausvorkommen dauert weiterhin an,
ebenfalls wird in unregelmäßigen Abstand weiterhin der Netzfang erfolgen, dies
passiert aber nur in Verbindung mit spezifischen Fragestellungen um unnötigen
Stress zu vermeiden.
Bestandsfördernde
Maßnahmen:
Zeitgleich mit der Erfassung des Artenspektrums wurde begonnen alte Quartierhilfen rund um den Dümmer aufzusuchen, zu reinigen und ggfs. zu sanieren. Gleichzeitig wurden sie kartografisch erfasst und werden nun ein- bis zweimal jährlich gereinigt. In den folgenden Jahren wurden weitere Kästen aufgehängt, z.B. für jedermann sichtbar an den Aussichtstürmen rund um den Dümmer. Insgesamt betreut die NUVD über 30 verschiedene Fledermauskästen.
Fledermauskästen am südlichen Aussichtsturm am Dümmer (Foto: Christian Vogel).
Zudem konnte mit finanzieller Hilfe der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung bei der Sanierung eines Hauses in Lemförde, in Absprache mit dem Bauherrn, ein fledermausfreundlicher Dachboden gestaltet werden. Weitere Quartiermaßnahmen wurden in zwei ungenutzten Trafotürmen, die der AG Biotop- und Eulenschutz Stemweder Berg e.V. gehören, umgesetzt werden. Dort wurden Einfluglöcher erstellt und Versteckmöglichkeiten geschaffen. Beide Trafotürme befinden sich innerhalb der Gemeinde Hüde.
Ungenutzer Traofturm, der zu einem Fledermausquatier umgebaut wurde. Das Einflugloch ist oben zu erahnen (Foto: Christian Vogel).
Eine weitere Möglichkeit für ein Fledermausquartier ergab sich in Lohne-Kroge. Ein alter, verlassener Kartoffelkeller konnte dort ebenfalls zu einem Fledermausquartier umgebaut werden. Eingefasst in einen Komplex aus einem kleinen Wäldchen, einer Rinderweide und Heckenstrukturen, ist hier ein gutes Quartier entstanden.
Der alte Kartoffelkeller von innen mit Hohlbetonsteinen und sägerauen Bretter als Nischenversteck (Foto: Christian Vogel)
Unser letztes Fledermausquatier ist bei der Errichtung eines Animal Inns in Brockum entstanden. In einem alten Feldschuppen wurden extra ein Bereich für die Fledermäuse abgetrennt und hergerichtet, zusätzlich wurden im Außenbereich weitere Fledermauskästen aufgehangen. Dieses Projekt wurde ebenfalls durch die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung gefördert.
Anbau von Hohlbetonsteinen als mögliches Fledermausquatier im Animal Inn (Foto: Anje Teerling).
Da Fledermäuse neue Quartiere bekanntlich nicht sehr gut annehmen und es durchaus 10 Jahre dauern kann, warten wir bei dem ein oder anderem Quartier noch auf unseren ersten Besuch, dies umfasst allerdings in erster Linie einige Fledermauskästen und einen Trafoturm, sowohl der Dachboden und auch der Kartoffelkeller wurden innerhalb kürzigster Zeit angenommen. Alle Quartiere werden von uns ein- bis zweimal im Jahr aufgesucht, kontrolliert und gereinigt.
Zum Schutz der natürlich vorkommenden Quartiere in den
Baumhöhlen im Stemweder Berg haben wir in Zusammenarbeit mit den Lemförder
Berginteressenten mehrere Höhlenbäume gekennzeichnet und aus der Nutzung genommen.
Denn auch wenn die Bereitstellung künstlicher Quartiere inzwischen eine
wichtige Rolle im Fledermausschutz spielt, sollte in erster Linie der Erhalt
natürlicher Quartiere ebenso wichtig sein.
Um den Erhalt, bzw. die Schaffung von Jagdhabitaten und der
Nahrung der Fledermäuse zu fördern, werden von der NUVD explizit keine
Maßnahmen umgesetzt. Allerdings ist die NUVD zusammen mit der AG Biotop- und
Eulenschutz Stemweder Berg AG sehr bemüht Hecken Streuobstwiesen und
Feldgehölze zu schaffen. Dabei sind inzwischen mehrere Hektar Streuobstwiese
und viele Kilometer Hecke zusammengekommen von denen die Fledermäuse stark
profitieren, auch wenn diese Maßnahmen in erster Linie Steinkauz, Rebhuhn und
anderen Arten der Feldflur gelten.
Ausblick:
In Zukunft soll das Angebot künstlicher Quartiere noch
erweitert werden und der Fortbestand natürlicher Quartiere gesichert werden.
Dazu soll in diesem Jahr z.B. die Teichfledermaus am Dümmer telemetriert
werden. Wir werden sehr gespannt sein, wo sie denn wohnt.
Wer sich für das Thema Fledermäuse tiefergehend interessiert, kann gerne eine unserer Führungen zu dem Thema besuchen. Diese finden am:
Freitag, den 05. Juni 2020 von 20:30 bis 22:00 und Samstag, den 29. August 2020 von 20:00 bis 21:30
im Stemweder Berg satt. Treffpunkt ist der Wanderparkplatz
an der Haldemer Straße zwischen Stemshorn und Haldem. Die Kosten belaufen sich
auf 6,00 € pro Erwachsenen und 3,00 €pro Kind (6-14 Jahre).
Dieser Artikel erschien ebenfalls am 29.01.2020 im Diepholzer Kreisblatt unter der Überschrift: Brutareale für den Haubentaucher entstehen.
Lange Zeit war der Haubentaucher
(Podiceps cristatus) der Charaktervogel des Dümmers. Er war sehr
zahlreich vertreten und man konnte ihn mühelos auf dem See beobachten. Er war
so sinnbildlich, dass sogar in Lemförde eine entsprechende Statue zu finden
ist. Heute sind nur noch wenige Haubentaucher auf dem See und auch die Bruten
sind deutlich zurück gegangen.
Haubentaucherstatue in Lemförde (Foto: Christian Vogel)
Das war jedoch nicht immer so. In
den Archiven des ehemaligen Naturschutzzentrums des Deutschen Bundes für
Vogelschutz, welches in den achtziger Jahren am Dümmer betrieben wurde, haben
wir die Brutnachweise von 1984 und 1986 gefunden. Damals gab es auf dem See
mehrere Kolonien dieser imposanten Vögel.
So wurden 1984 371 Brutnachweise
in 41 Kolonien erfasst, das entspricht einem Bestand von mindestens 742 adulten
Haubentauchern. Dabei ist in einem Bericht über die Situation des
Haubentauchers im Jahr 1984 zu lesen:
„Vom 14. Mai bis zum 02. Juni
wurden am gesamten See 371 besetzte Nester registriert. (…) 74 Nester (20%)
befanden sich in den Binseninseln, 170 (46%) am Schilfrand oder in einzelnen
Schilfinseln und 127 (34%) auf See- und Teichrosen.“
Bereits 1986 stellte sich die
Situation schon ganz anders dar. Es wurden lediglich noch 106 Gelege gezählt.
Das entspricht in etwa 30 % des Brutbestandes von 1984.
Haubentaucher auf dem Dümmer (Foto: Werner Brinkschröder)
Selbst damals, vor inzwischen
mehr als 30 Jahren, war man offensichtlich bereits auf den Rückgang aufmerksam
geworden. Heute liegt die Anzahl der Haubentaucherbruten auf dem Dümmer im
einstelligen Bereich. In Deutschland gilt der Haubentaucher allerdings als
nicht gefährdet. Der Bestand wird aktuell auf 31.000 Tiere geschätzt und gilt
als stabil bis leicht ansteigend.
Nun aber zurück zum Dümmer. Im
Vergleich zu früher, fehlt dem See heute ein Großteil der wertvollen
Pflanzenbestände, die es damals im Dümmer gab. Das sind zum Beispiel die
Binsen- und Schilfinseln, Schilfrandbereiche, die im Wasser stehen und auch die
Schwimmblattzonen. Somit genau die Bereiche, in denen in den achtziger Jahren
die Nester erfasst wurden.
Ein weiteres Problem könnte die
Nahrungsverfügbarkeit, also das Vorhandensein von Kleinfisch, sein. Kleinfische
und Jungfische sind im Dümmer zur Mangelware geworden, wie verschiedene
Bestandserfassungen zeigen. Das flache Wasser des Dümmers und das Fehlen von
Versteckmöglichkeiten ermöglichen es insbesondere dem Kormoran, der sich nach
seiner Unterschutzstellung stark vermehrt hat und am Dümmer im Winterhalbjahr
mit zeitweise über 2.000 Exemplaren vorkommt, den Bestand kleiner Fische, die
auch dem Haubentaucher als Nahrung dienen würden, stark zu dezimieren.
Aber es gibt auch Hoffnung. Die NUVD
zieht bereits seit 2011 Schilf und Binsen aus lokalen Samen auf, um diese
anschließend in eingezäunten Bereichen im See anzupflanzen. So entstehen wieder
Schilf- und Binseninseln im Freiwasser. Ebenso werden Schilfgebiete am
Randbereich des Dümmers gegen Verbiss durch Säugetiere und Vögel eingezäunt,
damit diese wieder bis in tiefere Uferbereiche einwachsen können. Diese
Maßnahmen haben zur Folge, dass der Kleinfisch wieder Schutz vor dem Kormoran,
der überwiegend im Freiwasser jagt, findet. Am Dümmer selten gewordene
Vogelarten wie die Rohrdommel und der Haubentaucher können auch zwischen den
Halmen nach Fischen jagen.
Das Nest eines Haubentauchers mit Gelege auf den Teich- und Seerosen im Dümmer (Foto: Werner Brinkschröder)
Erste Untersuchungen zeigen, dass die Fischdichten in den neu angelegten, wasserdurchfluteten Binsen- und Schilfbereichen deutlich höher sind als in den angrenzenden Wasserflächen. Ein zweiter Effekt der angelegten Schilf- und Binseninseln ist, dass dadurch wieder geschützte Brutareale für den Haubentaucher entstehen. Und auch die Rohrdommel und verschiedene Rohrsänger nutzen die neu geschaffenen Strukturen. So bleibt zu hoffen, dass sich der Haubentaucherbestand am Dümmer erholen wird. Vielleicht wird er ja zukünftig wieder zum Charaktervogel des Dümmers.