Biogas aus Wildpflanzen

Am vergangenen Donnerstag fand gemeinsam mit unseren Partnern von der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft unsere Informationsveranstaltung zum Thema Biogas aus Wildpflanzen statt.

Infoveranstaltung am 30. Januar 2025 im Gemeindehaus in Dielingen (Foto: Marcel Holy).

An dieser Stelle möchten wir, trotz der erfreulichen Besucherzahl, noch einmal eine kurze Zusammenfassung geben, da wir uns erhoffen, dass wir diese Form der Bewirtschaftung zukünftig auch hier in unserer Region etablieren können.
Die Veranstaltung fand ja im Rahmen des bundesweiten Verbundprojekts „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ statt, aber wir sind uns bewusst, dass diese Kultur natürlich keinen optimalen Rebhuhnlebensraum darstellt, gerade da sie auch während der Brutzeit geerntet wird. Dennoch stellt sie einen guten Baustein für mehr Vielfalt in der Agrarlandschaft dar. Gerade im Winterhalbjahr bilden die Stauden, aus denen die Mischungen bestehen, eine schöne Deckungsstruktur, die auch nach dem Bearbeiten der Zwischenfrüchte, die ja ansonsten fast die einzige Winterdeckung in der Feldflur bieten, stehen bleibt und den Rebhühnern Schutz bietet.
Durch die Düngung im Frühjahr setzt ein starkes Wachstum ein, das den Aufwuchs sehr üppig werden lässt. Die bisherigen Erfahrungen deuten darauf hin, dass diese dichten Flächen von Rebhühnern kaum zur Brut genutzt werden. Sollte dies doch einmal der Fall sein und die Küken zum Erntetermin schon geschlüpft sein, kann durch die Ernte von einer Seite des Schlags zur anderen dafür gesorgt werden, dass die Henne mit den Küken die Fläche sicher verlassen kann. Ein Häckseln von außen nach innen würde die Tiere immer weiter in die Flächenmitte und schließlich in den Häcksler treiben.

Gerade aus landwirtschaftlicher Sicht bieten die Flächen einige Vorteile.
Da die Mischungen aus zahlreichen heimischen Pflanzenarten zusammengesetzt sind, kommen diese in der Regel deutlich besser mit schwierigen Bedingungen zurecht als Mais. So besteht besonders auf schlechten Böden und in nassen bzw. trockenen Jahren eine gute Aussicht auf bessere Erträge als mit Mais. In „normalen“ Jahren bildet Mais in der Regel höhere Erntemengen und liefert auch höhere Biogaserträge pro Masseeinheit. Die Differenz zu den Wildpflanzen wird jedoch einmal durch eine Förderung in Höhe von 460 € (Nordrhein-Westfalen) bzw. 685 € (Niedersachsen) ausgeglichen, zum anderen liegen die Bewirtschaftungskosten bei den Wildpflanzen deutlich niedriger, da es sich um eine mehrjährige Kultur handelt, die nur einmal gesät werden muss und anschließend nur noch gedüngt und beerntet wird. Der Landkreis Diepholz bietet sogar noch eine zusätzliche Förderung auf die oben genannten Sätze an. Hierüber informieren der Landkreis und wir bei Interesse gerne.
Eine Herbizidbehandlung wird nur im ersten Jahr empfohlen, um die Pflanzenbestände einmal sauber zu etablieren, anschließend fallen alle klassischen Bewirtschaftungsschritte wie Bodenbearbeitung, Neueinsaat, Spritzmittelbehandlung, Winterbegrünung etc. und damit auch die damit verbundenen Kosten weg. Die Flächen sind dann nur noch zu düngen und zu ernten.

Die Einsaat erfolgt im Sommer, am besten in eine niedrige Getreidestoppel, die aus der Ernte als Ganzpflanzensilage hervorgegangen ist. Das Saatgut kostet einmalig ca. 400 € pro Hektar und wird nur oberflächlich aufgebracht und angewalzt, da zahlreiche Lichtkeimer enthalten sind. Wichtig ist dabei außerdem, dass Ausfallgetreide und andere Gräser ggf. durch eine einmalige Herbizidgabe unterdrückt werden. Die Wildpflanzen wachsen anfangs nur langsam und können ansonsten schnell unterdrückt werden. Sind sie aber einmal etabliert, wachsen sie sehr zuverlässig und bilden dank der Düngung, die in ähnlicher Menge wie bei Mais erfolgen kann, sehr hohe Biomasseerträge. Gut etablierte Bestände können deutlich über 5 Jahre ohne Bodenbearbeitung oder Neueinsaat beerntet werden. Je länger die Fläche bewirtschaftet wird, desto günstiger wird das Kosten-/Gewinnverhältnis. Die ältesten Flächen unserer Referenten waren bereits über 10 Jahre alt und lieferten immer noch gute Erträge.

Ernte eines Wildpflanzenbestandes mit einem reihenunabhängigen Häcksler (Foto: Hendrik Specht).

Durch die lange Nutzungsdauer ohne Bodenbearbeitung berichteten beide Referenten von einer spürbaren Verbesserung der Bodengesundheit, die sich insbesondere durch die Reduktion von Staunässe bei gleichzeitig besserer Wasserhaltung zeigte. Hierzu trägt sicher die positive Humusbilanz der Kultur bei, die auch nach dem Umbruch der Flächen am Ende ihrer Nutzungsdauer dafür sorgt, dass die Folgekultur in der Regel hervorragende Erträge liefert.
Durch die verminderte Staunässe und die Durchwurzelung der Flächen, können die Flächen früh befahren werden und so wichtige Entlastung bei geringer Substrat- bzw. Güllelagerkapazität bringen. Der Erntetermin im Sommer verhindert zudem die ansonsten teilweise stattfindenen „Schlammschlachten“ bei der Maisernte in nassen Herbstzeiten.
Bodenerosion wird durch die dauerhafte Bodenbdeckung sicher verhindert und das lange Wachstum der Stauden führt dazu, dass praktisch keine Nährstoffe Richtung Grundwasser ausgewaschen werden. Zahlreiche Nmin-Untersuchungen zeigen dies. Die Referenten berichteten von Werten, die in der Regel unter 20 kg/ha lagen, häufig sogar im Bereich von 10 kg oder sogar darunter. Damit werden die Mischungen auch für Gebiete zur Trinkwassergewinnung interessant.

Durch die wenigen Bewirtschaftungsschritte im Jahr, bieten sich diese Mischungen auch gerade für ungünstig geschnittene Flächen an, auf denen ansonsten das Pflügen, Spritzen oder Düngen sehr aufwändig sind. Und wie weiter oben geschrieben, spielen diese Mischungen ihre Stärken insbesondere auf schlechteren Böden aus, von denen wir in unserer Region bekanntlich reichlich haben.

Da der Maisanteil in unserer Region hoch ist, sind Wildpflanzen zur Biogaserzeugung auch ein tolles Instrument zur landwirtschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit, da die Mischungen insbesondere im ersten Jahr toll blühen und in allen Jahren wahre Insektenparadiese darstellen. Nach mehreren Jahren setzen sich natürlich die Arten durch, die am besten mit den Standortbedingungen zurecht kommen, dennoch blüht es natürlich deulich mehr als in jedem Maisfeld. Neben Wildinsekten ziehen die Flächen so auch immer Imker mit ihren Bienenvölkern an.
Wildschweine, die ansonsten wegen ihrer Schäden im Mais gefüchtet sind, nutzen die Wildpflanzenmischungen zwar als Einstand, verursachen aber keine wirtschaftlichen Schäden.

Toll blühende Wildpflanzenmischung kurz vor der Ernte (Foto: Hendrik Specht).

Wir danken den beiden Referenten Richard Schulte aus Delbrück und Ulrich Steinkamp aus Melle herzlich für die fachkundigen und gleichzeitig sehr engagierten Vorträge, in denen für alle deutlich geworden ist, dass diese Art der Bewirtschaftung eine echte Bereicherung für unsere Region wäre.