Bei einer erneuten Befliegung des Schilfs in der Südbucht – das Schwarzwild muss schließlich im Auge behalten werden – ist eine erfreuliche Entdeckung gelungen: eine Rohrdommel hatte sich auf dem Altschilf niedergelassen!
In den vergangenen Jahren – zuletzt 2021 – haben sich im Frühjahr immer wieder Männchen am Dümmer angesiedelt. Die tiefen, bis 5 km weit hörbaren Balzrufe ertönten bis in den Juni hinein und zum Teil den ganzen Tag über. Ein Weibchen hat diese Rufe nicht erhört. Bleibt abzuwarten, wie es in diesem Jahr läuft.
Allerdings sind die Bedingungen nach wie vor nicht optimal. Zwar gibt es am Dümmer ausgedehnte Schilfbestände, viele Bereiche sind dabei aber nicht (mehr) wasserdurchflutet. Damit ist ein wichtiger Habitatanspruch der Rohrdommel nur teilweise erfüllt. Die Entwicklung des Röhrichts spielt nicht nur deshalb eine wichtige Rolle in der Naturschutzarbeit am Dümmer.
Dieser Artikel erschien ebenfalls am 29.01.2020 im Diepholzer Kreisblatt unter der Überschrift: Brutareale für den Haubentaucher entstehen.
Lange Zeit war der Haubentaucher
(Podiceps cristatus) der Charaktervogel des Dümmers. Er war sehr
zahlreich vertreten und man konnte ihn mühelos auf dem See beobachten. Er war
so sinnbildlich, dass sogar in Lemförde eine entsprechende Statue zu finden
ist. Heute sind nur noch wenige Haubentaucher auf dem See und auch die Bruten
sind deutlich zurück gegangen.
Das war jedoch nicht immer so. In
den Archiven des ehemaligen Naturschutzzentrums des Deutschen Bundes für
Vogelschutz, welches in den achtziger Jahren am Dümmer betrieben wurde, haben
wir die Brutnachweise von 1984 und 1986 gefunden. Damals gab es auf dem See
mehrere Kolonien dieser imposanten Vögel.
So wurden 1984 371 Brutnachweise
in 41 Kolonien erfasst, das entspricht einem Bestand von mindestens 742 adulten
Haubentauchern. Dabei ist in einem Bericht über die Situation des
Haubentauchers im Jahr 1984 zu lesen:
„Vom 14. Mai bis zum 02. Juni
wurden am gesamten See 371 besetzte Nester registriert. (…) 74 Nester (20%)
befanden sich in den Binseninseln, 170 (46%) am Schilfrand oder in einzelnen
Schilfinseln und 127 (34%) auf See- und Teichrosen.“
Bereits 1986 stellte sich die
Situation schon ganz anders dar. Es wurden lediglich noch 106 Gelege gezählt.
Das entspricht in etwa 30 % des Brutbestandes von 1984.
Selbst damals, vor inzwischen
mehr als 30 Jahren, war man offensichtlich bereits auf den Rückgang aufmerksam
geworden. Heute liegt die Anzahl der Haubentaucherbruten auf dem Dümmer im
einstelligen Bereich. In Deutschland gilt der Haubentaucher allerdings als
nicht gefährdet. Der Bestand wird aktuell auf 31.000 Tiere geschätzt und gilt
als stabil bis leicht ansteigend.
Nun aber zurück zum Dümmer. Im
Vergleich zu früher, fehlt dem See heute ein Großteil der wertvollen
Pflanzenbestände, die es damals im Dümmer gab. Das sind zum Beispiel die
Binsen- und Schilfinseln, Schilfrandbereiche, die im Wasser stehen und auch die
Schwimmblattzonen. Somit genau die Bereiche, in denen in den achtziger Jahren
die Nester erfasst wurden.
Ein weiteres Problem könnte die
Nahrungsverfügbarkeit, also das Vorhandensein von Kleinfisch, sein. Kleinfische
und Jungfische sind im Dümmer zur Mangelware geworden, wie verschiedene
Bestandserfassungen zeigen. Das flache Wasser des Dümmers und das Fehlen von
Versteckmöglichkeiten ermöglichen es insbesondere dem Kormoran, der sich nach
seiner Unterschutzstellung stark vermehrt hat und am Dümmer im Winterhalbjahr
mit zeitweise über 2.000 Exemplaren vorkommt, den Bestand kleiner Fische, die
auch dem Haubentaucher als Nahrung dienen würden, stark zu dezimieren.
Aber es gibt auch Hoffnung. Die NUVD
zieht bereits seit 2011 Schilf und Binsen aus lokalen Samen auf, um diese
anschließend in eingezäunten Bereichen im See anzupflanzen. So entstehen wieder
Schilf- und Binseninseln im Freiwasser. Ebenso werden Schilfgebiete am
Randbereich des Dümmers gegen Verbiss durch Säugetiere und Vögel eingezäunt,
damit diese wieder bis in tiefere Uferbereiche einwachsen können. Diese
Maßnahmen haben zur Folge, dass der Kleinfisch wieder Schutz vor dem Kormoran,
der überwiegend im Freiwasser jagt, findet. Am Dümmer selten gewordene
Vogelarten wie die Rohrdommel und der Haubentaucher können auch zwischen den
Halmen nach Fischen jagen.
Erste Untersuchungen zeigen, dass die Fischdichten in den neu angelegten, wasserdurchfluteten Binsen- und Schilfbereichen deutlich höher sind als in den angrenzenden Wasserflächen. Ein zweiter Effekt der angelegten Schilf- und Binseninseln ist, dass dadurch wieder geschützte Brutareale für den Haubentaucher entstehen. Und auch die Rohrdommel und verschiedene Rohrsänger nutzen die neu geschaffenen Strukturen. So bleibt zu hoffen, dass sich der Haubentaucherbestand am Dümmer erholen wird. Vielleicht wird er ja zukünftig wieder zum Charaktervogel des Dümmers.